Inländerrum - Spirituose mit geschützter geografischer Angabe aus Österreich
Wenn es um Spirituosen mit besonderem Charakter, geschichtlicher Tiefe und regionaler Authentizität geht, nimmt Inländerrum – die Spirituose mit geschützter geografischer Angabe aus Österreich – einen besonderen Platz ein. Dieses traditionsreiche Erzeugnis steht nicht nur für österreichische Brennkunst auf höchstem Niveau, sondern auch für ein Produkt, das fest mit seiner Herkunftsregion verwurzelt ist.
Was bedeutet „Spirituose mit geschützter geografischer Angabe"?
Die Bezeichnung „geschützte geografische Angabe" (g.g.A.) ist ein EU-Qualitätssiegel, das die besondere Verbindung eines Produktes mit seinem Ursprungsgebiet hervorhebt. Bei Inländerrum bedeutet dies konkret: Sowohl die Destillation als auch die Fertigstellung erfolgen ausschließlich in Österreich. Alle Herstellungsstufen sind an das geografische Gebiet gebunden, und auch der verwendete Alkohol stammt ausschließlich aus Rumdestillaten, die innerhalb Österreichs verarbeitet wurden.
Das geografische Angaben Siegel
Diese Schutzkategorie garantiert den Konsumenten nicht nur ein hohes Maß an Qualität und Authentizität, sondern schützt auch traditionelle Herstellungsverfahren und kulturelles Erbe. Inländerrum ist daher nicht einfach eine Variante von Rum – er ist eine Spirituose sui generis, die offiziell durch EU-Recht als Produkt mit geografischer Eigenständigkeit anerkannt ist.
Die historischen Wurzeln des Inländerrums
Die Geschichte des Inländerrums reicht weit zurück – mindestens bis ins 19. Jahrhundert, wahrscheinlich aber sogar über 250 Jahre. Schon 1917 wurde der Inländerrum im Codex alimentarius Austriacus, dem österreichischen Lebensmittelbuch, als eigenständige Spirituose beschrieben. Noch weiter zurück führt die ursprüngliche Entwicklung auf das späte 19. Jahrhundert, als Österreichs Handelsflotten über das Meer Rum importierten – ein mühsames und kostspieliges Unterfangen.
Als Reaktion darauf entwickelten österreichische Produzenten ein eigenständiges Produkt, das geschmacklich an Rum erinnerte, aber mit heimischen Mitteln hergestellt wurde. Auf Basis von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, unter Zugabe von Kunstrumessenzen und Zuckercouleur, entstand ein aromatisch intensives Erzeugnis, das schließlich zum heutigen Inländerrum weiterentwickelt wurde.
Herstellung – klare Regeln und regionale Identität
Gemäß EU-Verordnung (EG) Nr. 110/2008 sowie den Richtlinien des Österreichischen Lebensmittelbuchs Kapitel B 23 darf Inländerrum nur unter strengen Vorgaben produziert werden:
Alkoholbasis: Ausschließlich Rumalkohol aus Zuckerrohrmelasse oder ähnlichen Rückständen der Zuckerrohrverarbeitung.
Keine Fremdalkohole: Kein Zusatz von Alkohol, der nicht aus Rum gewonnen wurde.
Essenz: Verwendung von Inländerrumessenz, die in Österreich gebrannt und nach traditionellen Verfahren hergestellt wird.
Farbgebung: Rum- bis rötlichbraun, auch ungefärbt zulässig.
Sensorik: Unverwechselbare Aromanoten mit Vanille- und Esternuancen.
Die gesamte Produktion – vom Brennen über das Mischen bis zur Abfüllung – erfolgt innerhalb der Landesgrenzen Österreichs. Dies ist nicht nur eine gesetzliche Anforderung, sondern ein zentraler Bestandteil des Herkunftsschutzes.
Der Geschmack Österreichs – sensorische Besonderheiten
Der Inländerrum hebt sich durch seine aromatische Komplexität und Eigenständigkeit deutlich von herkömmlichem Rum ab. Typische Aromen sind Vanille, reife Ester und eine oft intensiv süßlich-warme Note, die sich hervorragend für den Purgenuss, für Mixgetränke sowie für die Verwendung in der österreichischen Patisserie eignet.
Der Alkoholgehalt liegt bei mindestens 38 % vol., gängige Sorten erreichen bis zu 80 % vol. Der Trockenextraktgehalt ist auf 2 g/l begrenzt, während der Ethylacetatgehalt je nach Alkoholstärke differenziert limitiert ist – eine wichtige Qualitätsmaßnahme, um Reinheit und Bekömmlichkeit zu garantieren.
Inländerrum als Bestandteil österreichischer Genusskultur
Kaum ein anderes Produkt ist so stark mit der österreichischen Mehlspeisküche verbunden wie der Inländerrum. Ob in Rumkugeln, Punschkrapfen, Vanillekipferln oder Pralinen – seine unverkennbare Aromatik ist in der kalten Jahreszeit aus den Backstuben des Landes nicht wegzudenken.
Diese tiefe Verankerung in der kulinarischen Tradition erklärt auch den immensen Wiedererkennungswert von Inländerrum – ein Duft, ein Geschmack, der unweigerlich mit Österreich assoziiert wird.
Österreichische Punschkrapfen
Wirtschaftlicher Motor und Exportschlager
Inländerrum ist nicht nur ein kulturelles Symbol, sondern auch wirtschaftlich von großer Bedeutung: Er stellt das volumen- und umsatzstärkste Produkt der österreichischen Spirituosenindustrie dar. Insbesondere nach dem touristischen Aufschwung ab den 1950er Jahren fand Inländerrum seinen Weg über die Landesgrenzen hinaus – heute ist er besonders in den angrenzenden EU-Staaten gefragt und geschätzt.
Eine zentrale Rolle in dieser Entwicklung spielt die Traditionsmarke STROH, die wie kaum eine andere für die internationale Bekanntheit des Inländerrums steht. Mit einer starken Exportausrichtung und hohem Wiedererkennungswert hat sich die Marke als Aushängeschild österreichischer Destillierkunst etabliert.
Die Kombination aus klar definierten Produktionsvorgaben, authentischem Geschmack und geografischer Exklusivität macht Inländerrum zu einem attraktiven Exportschlager mit starker Markenidentität.
Gesetzliche Grundlagen und Schutzmechanismen
Der gesetzliche Schutz des Inländerrums basiert auf zwei Ebenen:
- Europäische Ebene: Eingetragen in Anhang III der Verordnung (EG) Nr. 110/2008, anerkannt als „geografische Angabe" im Sinne von Artikel 20 dieser Verordnung.
- Nationale Ebene: Präzise Spezifikation im Österreichischen Lebensmittelbuch, Kapitel B 23 – Spirituosen, abrufbar unter lebensmittelbuch.at.
Nur Produkte, die diesen Vorgaben entsprechen, dürfen als „Inländerrum" vermarktet werden. Auch die Verwendung von Alkoholstärken als schlagwortartige Produktbezeichnung (z. B. „Inländerrum 38") ist durch die Verordnung geregelt.
Fazit: Inländerrum – geschützte Qualität aus dem Herzen Österreichs
Inländerrum ist nicht einfach Rum. Er ist eine Spirituose mit geschützter geografischer Angabe, ein Produkt mit Geschichte, Charakter und Herkunft. Als kulturelles Erbe, kulinarische Komponente und wirtschaftlicher Motor vereint er Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf genussvolle Weise.
Ob im Glas, in der Mehlspeise oder als Mitbringsel – Inländerrum ist ein authentisches, rechtlich geschütztes Stück Österreich. Und das schmeckt man.
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