Hüttentee – Spirituose mit geografischer Angabe aus Deutschland
Wenn es draußen kalt ist und der Schnee die Landschaft bedeckt, gibt es kaum etwas Wärmenderes als ein aromatisches Heißgetränk in einer urigen Berghütte. In den Skihütten der deutschen Alpen oder den Wanderstationen des Harzes gehört er längst zum festen Inventar: der Hüttentee. Was viele nicht wissen – „Hüttentee" ist nicht nur eine stimmungsvolle Bezeichnung, sondern eine geschützte geografische Angabe (g.g.A.) für eine Spirituose mit langer Tradition und spezifischer Herstellung in Deutschland.
Was ist Hüttentee?
Hüttentee ist eine deutsche Spirituose, die in die Kategorie der Liköre fällt. Charakteristisch für ihn ist die Kombination aus Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, schwarzem Tee oder Teeextrakt, Rum, Zucker sowie einer Vielzahl weiterer geschmacksgebender Zutaten. Diese reichen von Obstdestillaten wie Obstgeisten oder Obstbränden über Arrak, Frucht- und Obstsäfte, Zitrusfruchtschalen, Gewürze, natürliche Aromen bis hin zu gegebenenfalls zugesetzten Farbstoffen. Das Ergebnis ist ein klarer, rötlich bis bräunlich gefärbter Likör, dessen Geschmack als fruchtig, nussig, karamellisiert mit deutlicher Rumnote beschrieben wird.
Der Alkoholgehalt liegt bei mindestens 22,5 % vol., der Zuckergehalt bei mindestens 100 g pro Liter, gemessen als Invertzucker. Damit hebt sich Hüttentee auch formal vom klassischen Likör ab, dessen Mindestalkoholgehalt nur 15 % vol. betragen muss.
Eine Spirituose mit Geschichte
Die Ursprünge des Hüttentees reichen zurück bis ins späte 19. Jahrhundert, als in den Gebirgsregionen Süddeutschlands – insbesondere in den deutschen Alpen, dem Bayerischen Wald, dem Schwarzwald und dem Harz – heiße, alkoholische Teemischungen an Popularität gewannen. Waldarbeiter, Jäger, Skifahrer und Wanderer schätzten die wärmende Wirkung und das belebende Aroma des Getränks nach einem Tag in der Kälte.
In den 1960er Jahren – im Zuge des wachsenden Wintertourismus – entwickelte sich der Hüttentee weiter zum festen Bestandteil der Après-Ski-Kultur in Deutschland. Lange Zeit wurde die Spirituose in Deutschland auch unter dem Namen „Jägertee" verkauft. Doch mit der Einführung der EU-Verordnung (EG) Nr. 110/2008 wurde „Jägertee" ausschließlich als geografisch geschützte Bezeichnung Österreichs anerkannt. In Deutschland etablierte sich fortan der Begriff „Hüttentee" als eigene geschützte geografische Angabe (seit dem 20. Mai 2008).
Weiterführende Infos zum Jagertee finden Sie in unserem Beitrag Jagertee - Spirituose mit geografischer Angabe aus Österreich
Hüttentee gilt seither als die deutsche Antwort auf den österreichischen Jagertee – ein eigenständiges Produkt mit vergleichbarer Tradition, jedoch regional verwurzelt in den deutschen Gebirgsregionen und angepasst an die deutschen Vorschriften und Vorlieben.
Die geschützte geografische Angabe „Hüttentee"
Mit der Eintragung als geschützte geografische Angabe (g.g.A.) genießt Hüttentee heute EU-weiten Schutz. Das bedeutet: Nur Produkte, die innerhalb Deutschlands unter Einhaltung der spezifischen Vorgaben hergestellt werden, dürfen diese Bezeichnung tragen. Die geografische Angabe darf sogar durch regionale Herkunftsergänzungen konkretisiert werden – etwa „Bayerischer Hüttentee" oder „Schwarzwälder Hüttentee", wenn die Herstellung überwiegend in diesen Regionen erfolgt.
Das geografische Angaben Siegel
Diese Namensgebung darf auch dann erfolgen, wenn der Hüttentee als alkoholisches Konzentrat verkauft wird, das vor Ort in Schihütten oder Gaststätten heiß serviert wird – natürlich ebenfalls unter der Bezeichnung „Hüttentee".
Herstellung mit Vielfalt
Die Rezepturen für Hüttentee variieren von Hersteller zu Hersteller – sie dürfen aber ausschließlich dann als „Hüttentee" mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.) in Verkehr gebracht werden, wenn bestimmte Kernzutaten verpflichtend verwendet werden:
- Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs
- Schwarzer Tee oder Teeextrakt
- Rum
- Zucker
Diese Anforderungen ergeben sich direkt aus der Produktspezifikation zur g.g.A. „Hüttentee". Die genauen Zusammensetzungen können je nach Produzent variieren, jedoch sind diese vier Zutaten gesetzlich vorgeschrieben, um die geschützte Bezeichnung führen zu dürfen.
Diese Grundmischung wird in Tanks unter Rühren homogenisiert. Anschließend erfolgt die Herabsetzung auf Trinkstärke mit Wasser. Danach wird das Produkt abgefüllt, etikettiert und verpackt.
Zusätzlich erlauben die Regularien kreative Erweiterungen: Der Hüttentee darf mit weiteren natürlichen Zutaten verfeinert werden – etwa mit Obstbränden, Arrak, Zitrusfruchtschalen oder Gewürzen. Damit ergibt sich eine geschmackliche Bandbreite, die sowohl bei Kennern als auch bei neugierigen Neueinsteigern punktet.
Vielseitiger Genuss – kalt oder heiß
Ein Alleinstellungsmerkmal des Hüttentees ist seine Vielseitigkeit: Er kann sowohl als trinkfertiger, kalter Likör konsumiert werden – etwa auf Eis oder pur – als auch als Heißgetränk, klassischerweise durch Zugabe von heißem Wasser oder heißem Tee. Insbesondere in der kalten Jahreszeit auf Berghütten oder Weihnachtsmärkten wird Hüttentee heiß serviert. Hierbei wird häufig das alkoholische Konzentrat verwendet, das mit der gewünschten Menge Heißwasser vermischt wird – das empfohlene Mischungsverhältnis muss laut Verordnung auf dem Etikett vermerkt sein.
Warum ist die geschützte Angabe wichtig?
Die geschützte geografische Angabe schützt nicht nur die traditionelle Herstellungsweise, sondern auch den guten Ruf des Produkts. Nur Hüttentee, der in Deutschland und nach den festgelegten Standards produziert wird, darf diesen Namen tragen. Das verhindert Nachahmungen und garantiert dem Konsumenten Authentizität und Qualität.
Auch der Zusatz einer geografischen Region wie „Schwarzwälder" oder „Bayerischer" darf nur verwendet werden, wenn der überwiegende Herstellungsschritt in dieser Region stattfindet – mit Ausnahme von Abfüllung, Etikettierung und Verpackung. So bleibt die regionale Identität gewahrt und kann für Marketingzwecke genutzt werden, ohne den Verbraucherschutz zu gefährden.
Fazit: Hüttentee – mehr als nur ein heißer Schluck
Der Hüttentee ist ein Stück deutscher Genusskultur – tief verwurzelt in den Gebirgsregionen und fest verankert in der europäischen Lebensmittelgesetzgebung. Mit seiner geschützten geografischen Angabe ist er ein Paradebeispiel für Qualität, Authentizität und traditionsreiche Spirituosenherstellung. Ob auf einer Skihütte im Schwarzwald, als Digestif nach einem winterlichen Essen oder einfach gemütlich zu Hause – Hüttentee bringt alpine Wärme ins Glas und bleibt ein Highlight der kalten Jahreszeit.
Danke für Ihren Besuch!
Hat Ihnen dieser Beitrag über Rum Likör gefallen? Dann stöbern Sie in unserem Magazin und entdecken Sie weitere spannende Artikel rund um Spirituosen und Liköre – zum Beispiel:
- Jagertee - Spirituose mit geografischer Angabe aus Österreich
- Inländerrum - Spirituose mit geografischer Angabe aus Österreich
- Ettaler Klosterlikör – Spirituose mit geografischer Angabe
- Korn oder Kornbrand - Spirituose mit geografischer Angabe
- Bayerischer Gebirgsenzian – Spirituose mit geografischer Angabe
Durchschnittliche Bewertung von 5 von 5 Sternen
Inhalt: 0.5 l (21,52 €* / 1 l)