Blutwurz - Spirituose mit geografischer Angabe aus Deutschland
Blutwurz zählt zu den traditionsreichsten Spirituosen Deutschlands und steht exemplarisch für die Verbindung von handwerklicher Brennkunst, regionaler Verwurzelung und aromatischer Charakterstärke. Seit Jahrhunderten geschätzt, vereint er herbe Würze mit geschichtlicher Tiefe und einer einzigartigen sensorischen Prägung.
Herkunftsschutz mit Qualitätssiegel
Seit dem 13. Februar 2008 ist „Blutwurz" unter der Registrierungsnummer PGI-DE-02061 bei der Europäischen Kommission offiziell als Spirituose mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.) anerkannt. Diese Auszeichnung schützt nicht nur den Namen, sondern auch die spezifische Herstellungsweise und die Herkunft der Hauptzutat – der Tormentillwurzel (Potentilla erecta).
Die g.g.A. ist eine europaweit geschützte Herkunftskennzeichnung, die nur Produkten vorbehalten ist, deren Qualität und Ruf eng mit einem geografischen Gebiet verbunden sind. Für Blutwurz bedeutet das: Die Verarbeitung der Tormentillwurzel – insbesondere die Mazeration – muss in Deutschland erfolgen. Die Wurzeln selbst stammen ausschließlich aus deutschen Regionen. Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, darf die Bezeichnung „Blutwurz" verwendet werden. Das Ergebnis ist ein Produkt mit gesicherter Herkunft, gleichbleibender Qualität und transparenter Herstellung.
Eine Tradition aus deutschen Mittelgebirgen
Seinen Namen verdankt der Blutwurz dem auffälligen, tiefroten Pflanzensaft, der beim Anschneiden der sonst gelblich-weißen Tormentillwurzel austritt. Dieses charakteristische Merkmal hat der Pflanze den volkstümlichen Namen eingebracht – und prägt bis heute die Identität des gleichnamigen Likörs.
Blutwurz mit der Tormentillwurzel
Die Geschichte des Blutwurz reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Besonders in Regionen wie dem Bayerischen Wald, dem Harz oder dem Erzgebirge wurde die Tormentillpflanze traditionell genutzt, um alkoholische Auszüge zu Heilzwecken und zum Genuss herzustellen. Diese historische Verwurzelung spiegelt sich bis heute in den zahlreichen kleinen Brennereien wider, die ihre Rezepte über Generationen bewahrt haben. Gaststätten, regionale Museen und lokale Feste halten die Kultur rund um Blutwurz lebendig – ein echtes Stück regionaler Identität, das durch die g.g.A. rechtlich geschützt ist.
Die Tormentillpflanze selbst gedeiht bevorzugt auf mageren Böden, wie sie in deutschen Mittelgebirgen häufig vorkommen – in Mischwäldern, Heiden, Magerwiesen oder sogar auf sauren Niedermoorstandorten. Sie gilt als zuverlässiger Indikator für diese Bodenbeschaffenheit. Das natürliche Vorkommen der Pflanze beeinflusst unmittelbar die geografische Eingrenzung des Produktionsgebiets, das sich über ganz Deutschland erstreckt, jedoch mit klarer Herkunft der Rohstoffe.
Sensorik und Zusammensetzung
Der Blutwurz besitzt ein intensives, herbes Aroma mit leicht bitterer Note, das durch den hohen Gehalt an Gerbstoffen in der Tormentillwurzel geprägt wird. Die Farbe variiert von braun bis rotbraun und entsteht durch die Mazeration der Wurzeln, unterstützt durch beigefügte Kräuter oder Fruchtauszüge. Farb- oder Konservierungsstoffe sind bei der Herstellung gesetzlich verboten. Der Mindestalkoholgehalt liegt bei 35 % vol., der Zuckergehalt beträgt mindestens 100 g pro Liter Fertigerzeugnis. Zugelassen sind ausschließlich Zutaten wie Ethylalkohol oder Destillat landwirtschaftlichen Ursprungs, Wasser, Zucker und natürliche pflanzliche Auszüge. Der Einsatz von Fruchtsäften zur Geschmacksabrundung ist erlaubt, solange die typischen Eigenschaften des Blutwurz erhalten bleiben.
Handwerkliche Herstellung – Schritt für Schritt
Die Herstellung von Blutwurz erfolgt traditionell in drei präzise abgestimmten Arbeitsschritten, die auf langjähriger Erfahrung und überliefertem Wissen basieren.
1: Zerkleinerung der Wurzeln
Nach der Ernte werden die Tormentillwurzeln sorgfältig gereinigt und zerkleinert. Dabei kann etwas Wasser zugesetzt werden. Auch die Zugabe von weiteren Kräutern ist möglich, sofern deren Aroma den typischen Geschmack des Blutwurz nicht überlagert.
2: Mazeration und Zuckerzugabe
Die zerkleinerte Mischung wird mit Ethylalkohol oder Destillat landwirtschaftlichen Ursprungs angesetzt. In diesem Schritt – der sogenannten Mazeration – entzieht der Alkohol den Pflanzenteilen über mehrere Tage hinweg Aromen, Farbstoffe und Bitterstoffe der Wurzel und den beigefügten Kräutern. Das entstandene Mazerat kann für eine gewisse Zeit ruhen und reifen. Danach wird die für einen Likör erforderliche Menge an Zucker zugegeben – mindestens 100 g je Liter.
3: Einstellung auf Trinkstärke und Abfüllung
Das hochprozentige Mazerat wird mit Wasser auf Trinkstärke eingestellt und in Flaschen oder andere Behälter abgefüllt. Dieser letzte Schritt – inklusive Etikettierung und Verpackung – darf als einziger auch außerhalb Deutschlands erfolgen.
Was das Etikett verrät
Die geschützte Bezeichnung „Blutwurz" kann durch geografische Herkunft, Reifezeit oder Qualitätsmerkmale ergänzt werden. So sind Zusätze wie „Bayerischer Blutwurz", „gereift", „alter Blutwurz" oder „Edel-Blutwurz" zulässig – vorausgesetzt, die Voraussetzungen werden erfüllt. Eine Reifung von mindestens sechs Monaten rechtfertigt die Bezeichnung „gereift", ab zwölf Monaten darf „alter" verwendet werden. Auch Hinweise wie „hergestellt und abgefüllt in der Brennerei" sind erlaubt, wenn alle Produktionsschritte im selben Betrieb stattfinden. Ergänzende Begriffe wie „Kräuter-Likör" klären zusätzlich über die Art der Spirituose auf.
Interessant ist, dass auch Angaben zur Qualität – etwa „Tafel-", „feiner" oder „Edel-" – rechtlich geregelt sind. Sie dürfen nur verwendet werden, wenn das Produkt sich deutlich von Standarderzeugnissen abhebt. Dies kann beispielsweise durch einen höheren Anteil an Tormentillwurzel, längere Reifung oder besondere Lagergefäße wie Eichenholz, Steinzeug oder Tonkrüge nachgewiesen werden.
Verantwortung und Vertrauen durch Herkunftsschutz
Das sichtbare Zeichen dieses Schutzes ist das gelb-rote Siegel der Europäischen Union für „geschützte geografische Angaben". Dieses EU-Gütesiegel auf dem Etikett garantiert, dass alle relevanten Herstellungsschritte gemäß der Produktspezifikation und im geschützten geografischen Raum erfolgen. Es signalisiert dem Verbraucher: Dieses Produkt ist echt, geprüft und gesetzlich geschützt.
Das geografische Angaben Siegel
Die g.g.A. ist weit mehr als eine Herkunftsangabe – sie steht für Kontrolle, Qualität und Verbraucherschutz. Sie sichert kleinen regionalen Herstellern eine klare Abgrenzung gegenüber industrieller Massenware und gibt Konsumenten Orientierung beim Einkauf. Der Schutzstatus verhindert unlautere Nachahmungen und stellt sicher, dass der Begriff „Blutwurz" nicht für Produkte ohne regionale oder handwerkliche Verankerung verwendet wird.
Darüber hinaus trägt die g.g.A. dazu bei, traditionelle Handwerksbetriebe zu erhalten und das regionale Kulturgut zu fördern. Auch auf internationalen Märkten wirkt sie als Qualitätssiegel, das Vertrauen schafft. Immer mehr Verbraucher legen Wert auf nachvollziehbare Herkunft und authentische Erzeugnisse – Blutwurz mit g.g.A. erfüllt genau diesen Anspruch.
Fazit – Blutwurz mit Herkunft und Zukunft
Blutwurz steht beispielhaft für die Kraft regionaler Identität und die Bedeutung traditioneller Handwerkskunst. Als Spirituose mit geschützter geografischer Angabe vereint er Ursprünglichkeit, Geschmack und kontrollierte Qualität. Seine Herstellung nach klar definierten Regeln, seine Verwurzelung im deutschen Brennereiwesen und das EU-Gütesiegel für g.g.A. machen ihn zu einem Produkt, das sowohl geschmacklich als auch kulturell überzeugt.
Ob als Digestif, als Geschenk oder als Botschafter deutscher Genusskultur – Blutwurz mit g.g.A. bewahrt die Aromen der Tormentillwurzel, schützt die Arbeit regionaler Betriebe und bietet Verbraucherinnen und Verbrauchern eine klare Orientierung. Dieses Zusammenspiel aus Herkunft, Handwerk und Schutzstatus verleiht ihm seinen besonderen Charakter – gestern, heute und morgen.
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