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Schwarzwälder Kirschwasser – Spirituose mit geografischer Angabe
In den Hügeln und Tälern des Schwarzwalds, einer der traditionsreichsten Regionen Deutschlands, wird seit Jahrhunderten eine ganz besondere Fruchtspirituose hergestellt: das Schwarzwälder Kirschwasser. Dieser klare Edelbrand steht nicht nur für handwerkliche Präzision und regionalen Charakter, sondern trägt auch das EU-Qualitätssiegel der "geschützten geografischen Angabe" (g.g.A.). Was sich hinter diesem Schutz verbirgt, welche Anforderungen er stellt und was das Schwarzwälder Kirschwasser so besonders macht – das zeigt dieser Beitrag.
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Was bedeutet "geschützte geografische Angabe"?
Die geschützte geografische Angabe (g.g.A.) ist eine Herkunftskennzeichnung der Europäischen Union. Sie darf nur für Produkte verwendet werden, die aus einer bestimmten Region stammen und deren Eigenschaften, Qualität oder Ansehen eng mit dieser Herkunft verbunden sind. Im Fall des Schwarzwälder Kirschwassers bedeutet das: Die gesamten Produktionsschritte, von der Ernte der Kirschen über die Destillation bis hin zur Abfüllung, müssen im definierten geografischen Gebiet des Schwarzwalds oder seines Vorlands erfolgen.
Damit garantiert die g.g.A. nicht nur die regionale Authentizität, sondern auch hohe Qualität, da alle Schritte unter klaren Vorgaben stattfinden. Für Verbraucher ist dieses Siegel ein klares Zeichen für ein echtes, unverfälschtes und traditionsbewusst hergestelltes Produkt. Zum geschützten Gebiet zählen unter anderem die Landkreise Ortenaukreis, Rottweil, Emmendingen, Calw, Freudenstadt sowie die Städte Freiburg und Baden-Baden.
Das geografisch geschützte Angaben Siegel
Die Essenz des Schwarzwälder Kirschwassers
Schwarzwälder Kirschwasser ist ein klarer Kirschbrand mit mindestens 40 % vol. Alkohol. Offiziell wird er laut Verordnung (EG) Nr. 110/2008 als Fruchtspirituose geführt. Charakteristisch ist das intensive Kirscharoma, das durch eine leichte Bittermandelnote aus dem Fruchtstein ergänzt wird. Diese Kombination verleiht dem Destillat Tiefe und Eleganz. Das Schwarzwälder Kirschwasser darf in dieser Form ausschließlich aus regionalen Brennkirschen hergestellt werden, wobei besonders die Sorten "Dollenseppler", "Benjaminler", "Winterbacher" und "Schwarze Schüttler" verwendet werden.
Diese Kirschen unterscheiden sich deutlich von Tafelkirschen: Sie sind kleiner, zuckerhaltiger und besitzen ein besonders intensives Aroma. Der hohe Steinanteil trägt zur typischen Bittermandelnote bei. Durch das milde Klima und die mineralreichen Böden (vor allem aus Gneis, Granit und Porphyr) bietet die Region Schwarzwald ideale Voraussetzungen für den Anbau dieser hochwertigen Früchte.
Strenge Vorgaben für ein echtes Produkt
Die Anforderungen an Schwarzwälder Kirschwasser mit g.g.A. gehen weit über das übliche Maß hinaus. Hier einige zentrale Punkte:
- Herkunft: Alle relevanten Schritte der Herstellung müssen in der geschützten Region stattfinden.
- Rohstoffe: Nur Brennkirschen aus der Region sind zugelassen. Tafelkirschen sind ausgeschlossen.
- Destillation: Der Alkoholgehalt nach der Destillation liegt zwischen 60 und 85,9 %. Das fertige Produkt muss mindestens 40 % vol. aufweisen.
- Keine Zusatzstoffe: Weder Farbstoffe (z. B. Zuckerkulör), noch Zucker, Aromastoffe oder Eichenholzchips dürfen verwendet werden.
- Reifung: Die Lagerung erfolgt meist in Edelstahl, Steingut oder in bestimmten Holzfässern wie Esche oder Kastanie, um die Klarheit zu erhalten.
- Reinheitsgebot: Für die Reifung sind auch keine Eichenholzchips zulässig. Das einzige erlaubte Mittel zur Herabsetzung auf Trinkstärke ist Wasser.
Traditionelle Herstellung im Detail
1. Einschlagen der Kirschen
Die frisch geernteten, unbeschädigten Brennkirschen werden unzerkleinert oder entsteint in Gärbehälter gegeben. Nur reife, gesunde und saubere Kirschen dürfen verwendet werden.
2. Gärung
Natürliche oder gezielt eingesetzte Hefen wandeln Zucker in Alkohol um. Gentechnisch veränderte Hefen sind nicht zugelassen. Die Gärung dauert in der Regel zwei bis sechs Wochen. Anschließend wird die Maische für weitere Wochen gelagert, um die Bildung der typischen Aromastoffe zu ermöglichen. Die vergorene Maische enthält dabei zwischen sechs und acht Volumenprozent Alkohol.
3. Destillation
In Kupferbrennblasen wird die Maische meist nur einmal gebrannt – energiesparend und aromaschonend. In kleinen Abfindungsbrennereien ist das Verfahren besonders traditionell. Die Destillation erfolgt stets unterhalb von 86 % vol. und unter Beachtung der Empfehlung der Europäischen Kommission vom 2. März 2010 zur Reduzierung von Ethylcarbamat.
4. Reifung
Je nach Stil und Betrieb reift das Destillat in verschiedenen Gefäßen weiter. Ziel ist ein klares, reines Produkt mit voll entwickeltem Aroma. Fässer aus Eschen- oder Kastanienholz sowie gebrauchte Bourbon- oder Rumfässer kommen ebenfalls zum Einsatz.
5. Fertigstellung
Nach dem "Blending" verschiedener Destillate (sofern gewünscht) wird das Produkt mit Wasser auf Trinkstärke gebracht, in Flaschen oder andere geeignete Verkaufsbehälter abgefüllt, etikettiert und verpackt.
Zusätzliche Kennzeichnungsmöglichkeiten
Erzeuger dürfen innerhalb der g.g.A. freiwillige Zusatzangaben wie „fein“, „edel“ oder Altersangaben wie „14 Monate gereift“ verwenden, sofern sie nachweislich der Realität entsprechen. Auch geografische Ergänzungen wie „Ortenauer Kirschwasser“ sind erlaubt, wenn die Produktion in dieser Teilregion erfolgt.
Kontrolle, Schutz und Zukunftsperspektiven
Die Einhaltung der g.g.A.-Richtlinien wird durch zuständige Kontrollstellen wie das Regierungspräsidium Freiburg, das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg sowie regionale Prüfinstitutionen überwacht. Diese sorgen dafür, dass Herkunft, Herstellungsverfahren und Produktqualität jederzeit nachvollziehbar sind.
In einer Zeit wachsender Nachfrage nach authentischen Lebensmitteln erfährt das Schwarzwälder Kirschwasser zunehmende Wertschätzung. Regionale Produzenten investieren zunehmend in Nachhaltigkeit, Biodiversität und innovative Verfahren, um die hohe Qualität auch in Zukunft zu sichern.
Tradition, Geschmack und Verwendung
Die Tradition des Kirschbrennens im Schwarzwald reicht weit zurück. Bereits 1726 erlaubte ein Dekret des Straßburger Bischofs Gaston de Rohan den Einwohnern von Oberkirch das offizielle Destillieren von Kirschen. Im Jahr 1909 beauftragte der Badische Landtag die Landwirtschaftskammer mit der Entwicklung eines Qualitätsstandards für "echtes Schwarzwälder Kirschwasser" – ein Meilenstein für die heutige Schutzstellung.
Das Schwarzwälder Kirschwasser besticht durch ein sensorisches Profil, das Kenner begeistert. In der Nase zeigt sich ein ausgeprägtes Kirscharoma, begleitet von zarten Bittermandelnoten. Am Gaumen entfaltet sich ein feinfruchtiges, klar strukturiertes und lang anhaltendes Geschmacksbild mit einer angenehmen, wärmenden Wirkung im Abgang. Durch den Verzicht auf Süßerung oder Aromatisierung entsteht ein authentisches, unverfälschtes Geschmackserlebnis.
Schwarzwälder Kirschwasser findet nicht nur als edler Digestif Verwendung, sondern spielt auch in der Kulinarik eine bedeutende Rolle. In der Schwarzwälder Kirschtorte sorgt es für die unverwechselbare Note. Ebenso wird es in Pralinen, Fruchtdesserts und feinen Saucen geschätzt. Auch in der gehobenen Gastronomie und Patisserie hat es seinen festen Platz. Regional dient es oft als Gastgeschenk oder fester Bestandteil kultureller Anlässe.
Fazit – Ein geschützter Genuss mit Herkunft und Zukunft
Schwarzwälder Kirschwasser mit g.g.A. ist weit mehr als nur eine Spirituose: Es ist ein Symbol für echte regionale Identität, handwerkliche Präzision und gelebte Tradition. Das EU-Siegel garantiert dem Verbraucher ein hochwertiges, unverfälschtes Produkt, das sowohl geschmacklich als auch in seiner Herkunft einzigartig ist. Ob als Digestif, kulinarische Zutat oder besonderes Geschenk – Schwarzwälder Kirschwasser überzeugt durch Authentizität, Reinheit und Geschichte. So bleibt es nicht nur ein Kulturgut aus dem Schwarzwald, sondern auch ein Genussversprechen für kommende Generationen.
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