INHALTSVERZEICHNIS
Korn oder Kornbrand - Spirituose mit geografischer Angabe
Wenn man an klassische deutsche Spirituosen denkt, fällt unweigerlich der Name Korn. Doch diese Getreidespirituose ist weit mehr als nur ein alkoholisches Getränk – sie ist Ausdruck einer tief verwurzelten Kulturgeschichte, eng verknüpft mit spezifischen Regionen im deutschsprachigen Raum. Seit 2008 ist „Korn" bzw. „Kornbrand" auch offiziell als geschützte geografische Angabe (g.g.A.) in der Europäischen Union eingetragen. Diese Anerkennung hebt nicht nur die traditionelle Herstellungsweise hervor, sondern auch den engen Bezug zu bestimmten geografischen Gebieten: Deutschland, Österreich und die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens.
INHALTSVERZEICHNIS
Was macht Korn/Kornbrand besonders?
„Korn" und „Kornbrand" sind Getreidespirituosen, die ausschließlich durch die Destillation von vergorener Maische aus Getreide gewonnen werden – erlaubt sind dabei nur Weizen (einschließlich Dinkel, Einkorn und Emmer), Roggen, Gerste, Hafer oder Buchweizen. Auch bei der Alkoholstärke gibt es klare Vorgaben: Korn hat mindestens 32 % vol., Kornbrand mindestens 37,5 % vol.. Das Produkt ist klar in der Farbe – bei Fassreifung auch leicht gelblich bis bräunlich –, im Geruch dezent bis kräftig getreidig und im Geschmack weich, harmonisch bis kräftig-würzig.
Besonders hervorzuheben ist das Reinheitsgebot für Korn, das schon im deutschen Branntweinsteuergesetz von 1909 Erwähnung fand: Zugesetzt werden darf nichts außer Wasser zur Herabsetzung auf Trinkstärke. Lediglich bei über 24 Monate gereiftem Korn darf karamellisierter Zucker in minimaler Menge (0,05 g/l) hinzugefügt werden – und auch nur unter transparenter Kennzeichnung.
Die geschützte geografische Angabe – mehr als ein Label
Die geschützte geografische Angabe ist kein bloßes Marketinginstrument, sondern wird durch ein eigenes EU-Siegel sichtbar gekennzeichnet. Dieses Siegel steht für kontrollierte Herkunft und geschützte Produktionsweise. Laut EU-Spirituosenverordnung dürfen sich nur solche Erzeugnisse als „Korn“ oder „Kornbrand“ bezeichnen, die in Deutschland, Österreich oder in der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens hergestellt wurden – also die eigentliche Destillation. Andere Arbeitsschritte wie das Herabsetzen auf Trinkstärke, Abfüllen und Etikettieren dürfen außerhalb dieser Gebiete erfolgen.
Das geografische Angaben Siegel
Diese geografische Beschränkung hat historische Gründe: Bereits im 16. Jahrhundert wurde Kornbranntwein in der ehemals freien Reichsstadt Nordhausen am Harz urkundlich erwähnt. Auch Westfalen (Münsterland) und das Emsland (Haselünne) gelten als historische Brennzentren. Noch heute sind viele bäuerliche Brennereien aktiv, deren Ursprünge bis ins 17. und 18. Jahrhundert zurückreichen. Beispiele hierfür sind unter anderem die Brennerei H. Heydt und Berentzen in Haselünne.
In Österreich reichen die Regelungen zur Reinheit des Kornbrands bis ins Jahr 1835 zurück. Schon im Codex Alimentarius Austriacus von 1917 wurde Kornbranntwein als „Edelbranntwein" klassifiziert, sofern er ohne Zusatz fremder Geruchs- oder Geschmacksstoffe produziert wurde.
Herkunft prägt Qualität: Boden, Klima, Tradition
Dass Korn seinen Ursprung in den genannten Regionen hat, ist kein Zufall. Die Boden- und Klimaverhältnisse dort sind ideal für den Anbau von Getreide. Das Münsterland, die Goldene Aue in Thüringen oder das Emsland in Deutschland, aber auch das Weinviertel in Niederösterreich und die Gemeinden der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens wie Eupen oder Sankt Vith bieten beste Voraussetzungen. Die dort gedeihenden Getreidearten zeichnen sich durch exzellente Qualität aus – Grundlage für den typischen milden und vollmundigen Geschmack des Korns.
Die Kornbrennkunst entwickelte sich aus dem bäuerlichen Alltag heraus. Korn war nicht nur ein Genussmittel, sondern Teil eines nachhaltigen landwirtschaftlichen Kreislaufs. In Deutschland war es bis 1992 gesetzlich vorgeschrieben, die bei der Destillation anfallende Schlempe an das eigene Vieh zu verfüttern. Der daraus resultierende Dünger wurde wieder auf den Feldern ausgebracht – ein geschlossener Nährstoffkreislauf. Ähnliche Strukturen gab es auch in Österreich und Belgien.
Regionale Spezialitäten mit Namen
Die geschützte geografische Angabe „Korn" lässt sich weiter unterteilen in spezifische Regionen – etwa:
- Münsterländer Korn
- Oldesloer Korn
- Emsländer Korn
- Mackenstedter Korn
- Hasetaler Korn
Diese Bezeichnungen dürfen nur verwendet werden, wenn der Korn vollständig in den jeweiligen Gebieten hergestellt wurde. Auch kleinere geografische Bezeichnungen wie „Ahlener Korn" sind erlaubt, sofern Ahlen im Münsterland liegt. Eine Ausnahme gilt für Produkte mit historischen Namen wie „Gutskorn" oder „Ansatzkorn", die bereits vor dem 20. Februar 2008 im Gebrauch waren.
Namenszusätze und ihre Bedeutung
Neben geografischen Angaben sind auch weitere Bezeichnungen zulässig – aber streng geregelt. Ein paar Beispiele:
- „Doppelkorn" oder „Edelkorn": Mindestalkoholgehalt 38 % vol.
- „Ansatzkorn": Zwischen 37,5 % und 80 % vol., häufig Basis für Liköre
- „Gereift", „alt" oder „holzfassgereift": Mindestens 6 Monate Reifung im Holz
- „V.S.O.P.", „X.O." etc.: Entsprechende Mindestreifezeiten analog zu Cognac
Werden Abkürzungen wie V.O., V.S.O.P., V.V.S.O.P. oder X.O. verwendet – international bekannt aus dem Cognacbereich – gelten folgende Mindestreifezeiten auch für Korn/Kornbrand:
- V.O. / VO: mindestens 2 Jahre
- V.S.O.P. / VSOP: mindestens 4 Jahre
- V.V.S.O.P. / VVSOP: mindestens 5 Jahre
- X.O. / XO: mindestens 6 Jahre
Zusatzangaben wie „feiner" oder „Premium" sind nur erlaubt, wenn eine tatsächliche Qualitätssteigerung – etwa durch höhere Alkoholstärke oder Lagerung – gegeben ist.
Tradition trifft Moderne: Korn als Kulturgut
Korn ist tief in der Kultur verwurzelt – sei es durch Museen, Volkslieder oder Trinkrituale wie die „Lüttje Lage" in Niedersachsen, bei der Korn und Bier gemeinsam getrunken werden. Auch Napoleon soll ein begeisterter Korn-Konsument gewesen sein – laut einer Überlieferung ließ er einst 60.000 Liter Kornbranntwein für Magdeburg requirieren.

Lüttje Lage
Noch heute ist Korn eine bedeutende Spirituosenkategorie in Deutschland mit Millionen verkaufter Flaschen jährlich. In Österreich ist „Ansatzkorn" ein beliebtes Hausmittel für die Herstellung von Fruchtlikören. Sogar Bio-Korn hat inzwischen seinen Platz auf dem Markt gefunden.
Fazit: Herkunft verpflichtet
„Korn" ist mehr als nur eine klare Spirituose – er ist Teil eines kulturellen Erbes, das aus regionalem Handwerk, landwirtschaftlicher Tradition und rechtlicher Präzision besteht. Die geschützte geografische Angabe sichert nicht nur Qualität und Authentizität, sondern auch das Ansehen eines jahrhundertealten Produktes im europäischen und internationalen Kontext.
In einer Zeit, in der Herkunft und Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist Korn ein Beispiel dafür, wie sich Tradition, regionale Identität und handwerkliche Qualität erfolgreich bewahren und weiterentwickeln lassen.
Danke für Ihren Besuch!
Hat Ihnen dieser Beitrag über Korn gefallen? Dann stöbern Sie in unserem Magazin und entdecken Sie weitere spannende Artikel rund um Spirituosen und Liköre – zum Beispiel:
- Wachauer Marillenlikör – Fruchtlikör mit geografischer Angabee
- Schwarzwälder Mirabellenwasser – Spirituose mit geografischer Angabe
- Ouzo – Rechtlicher Rahmen und Zuständigkeiten für eine geschützte Spirituose
- Scotch Whisky - Spirituose mit geschützter geografischer Angabe
- Pisco - Die edle Spirituose mit geschützter geografischer Angabe aus Peru
Durchschnittliche Bewertung von 4.8 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (11,26 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 5 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (13,40 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 4.6 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (10,21 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 5 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (22,37 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 4.8 von 5 Sternen
Durchschnittliche Bewertung von 4.7 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (10,97 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 5 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (9,74 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 4.6 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (18,46 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 4.9 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (13,63 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 4.7 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (11,40 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 5 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (45,36 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 5 von 5 Sternen
Inhalt: 0.96 l (19,40 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 5 von 5 Sternen
Inhalt: 0.5 l (38,28 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 5 von 5 Sternen
Durchschnittliche Bewertung von 4 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (39,24 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 5 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (42,13 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 5 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (26,74 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 4.6 von 5 Sternen
Inhalt: 0.7 l (36,53 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 5 von 5 Sternen
Inhalt: 0.5 l (46,94 €* / 1 l)
Durchschnittliche Bewertung von 5 von 5 Sternen
Inhalt: 0.5 l (44,26 €* / 1 l)
Inhalt: 0.48 l (33,65 €* / 1 l)