ProFachHandel 2022 in Nürnberg – unser Fazit
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Eine Message haben wir von der Messe auf jeden Fall mitgebracht: Persönlich in Präsenz miteinander zu kommunizieren, zu verhandeln und zu probieren sind die Dinge, die uns keine Online-Veranstaltung ersetzen konnte. Die ProFachHandel 2020 und 2021 fanden als reine Online-Veranstaltungen statt. Inzwischen gibt es keine Corona-Einschränkungen mehr und wir konnten endlich wieder viele alte Bekannte und auch einige neue Gesichter kennenlernen. Von unserem Ausflug nach Nürnberg, unseren Eindrücken und Neuigkeiten wollen wir Euch hier berichten.
Was ist die ProFachHandel in Nürnberg?
Auf der ProFachHandel trifft sich ein reines Fachpublikum mit Vertretern von Herstellern. Vom StartUp bis zu den ganz großen Playern im Spirituosenmarkt ist ein schöner Querschnitt durch den ganzen Genussmarkt vertreten. Der thematische Schwerpunkt seitens der Aussteller liegt in jedem Fall bei den Spirituosen. In Randbereichen wird sogenanntes Convenience Food abgedeckt. Dabei handelt es sich klassischerweise um Knabberware und Süßigkeiten. Daneben sind noch einige Aussteller von Zubehör und Bar-Ausstattung vertreten.
Wer besucht die ProFachHandel?
Von der Besucherseite findet sich vor Ort ein reines Fachpublikum aus Groß- und EinzelhändlerInnen aus dem Getränkemarkt. Darunter sind klassische Getränkemärkte, auf Feinkost & Spirituosen spezialisierte HändlerInnen sowie auf Gastronomie und Fachhandel ausgerichtete EinkäuferInnen. Die BesucherInnen stammen aus dem gesamten Bundesgebiet und vertreiben die Produkte auf praktisch allen Vertriebsschienen im stationären und Online-Handel.
Wie war die ProFachHandel 2020 und 2021?
Da die Messe aufgrund der Corona Einschränkungen nicht in Präsenz stattfinden konnte, wurde die Messe stattdessen als Online-Veranstaltung durchgeführt. Dafür wurde eine technisch wie visuell ansprechende und anspruchsvolle Umsetzung gewählt, auf der die Messe in eine virtuelle Welt verlegt wurde. Auch wenn der Getränkehandel immer für neue Trends und modische Entwicklungen offen ist, hat der Einstieg in die digitale Messe-Welt viele Probleme bereitet. Die technischen Voraussetzungen waren weder bei allen Ausstellern noch bei allen Besuchern vorhanden, um das echte ProFachhandel-Feeling entstehen zu lassen. Natürlich sind die Vorstellung und Verkostung neuer Produkte online ungleich schwerer bis zu völlig ausgeschlossen. Gleichwohl sind mit Online-Tastings während der Pandemie interessante Formate entstanden, welche sich im Online-Handel dauerhaft etablieren könnten. Dies zeigt, dass der Getränkehandel auf schwierige Situationen mit kreativen Ideen reagieren kann.
Wie war die ProFachHandel 2022 in Nürnberg?
Die Erleichterung und Freude über die Messe in Präsenz waren allenthalben zu spüren. Schwierigkeiten haben allenfalls die Rahmenbedingungen bereitet: Die Messe-Tage Dienstag/Mittwoch sind im Vergleich zu Donnerstag/Freitag oder Freitag/Samstag sehr arbeitsreich und viele GetränkehändlerInnen hatten wohl Schwierigkeiten, Zeit für den Messebesuch freizuschaufeln. Gleichzeitig fanden am Standort Nürnberg noch zwei andere größere Messen statt, so dass auch die Übernachtungssituation sehr angespannt war. Hotelzimmer wurden teils zu Preisen von mehr als 1.000 Euro pro Nacht gehandelt. Wohlgemerkt in Hotels, in denen wir selbst schon für unter 200 Euro die Nacht geschlafen haben. Diese etwas schwierigen Rahmenbedingungen sind sicherlich ein Grund für die geringe Besucherresonanz. Gleichwohl waren Gespräch während der Messe mit den AusstellerInnen umso intensiver.
Das Feld der AusstellerInnen war allerdings durchgehend gut besetzt. Von den großen Herstellern Pernod Ricard, Diageo, Bacardi, Campari und Moet Hennessy über den Mittelstand der Branche bis hin zu einigen vielversprechenden StartUps war ein relevanter Querschnitt der Getränkebranche vor Ort und hat mit interessanten Angeboten um die Gunst des Handels gebuhlt. Höhepunkt der Messe war zweifellos die einzigartige Abendveranstaltung, welche uns allen in guter Erinnerung bleiben wird.
Wer von Conalco war in Nürnberg?
Wir sind bereits am Montagnachmittag zu viert mit unserem guten, alten Conalco Bus Richtung Nürnberg losgedüst. Wir, das sind von links nach rechts Marcel, Torben, Alex und Martin.
Wir haben die Messe sowohl am Dienstag wie auch am Mittwoch besucht und uns dabei in 2 Teams aufgeteilt.
Besucht haben wir u.a. die Stände von The Duke, Moet Hennessy, Jägermeister, Bacardi, Schladerer, Giffard, Nordbrand und auch viele Stände kleiner Anbieter wie den vom Eichhörnchen Zaubernuss Likör, Polly, Dr. Jaglas oder den sympathischen Gründern von Suburbia Gin aus Österreich. Während wir zu zahlreichen Unternehmen bereits per E-Mail oder telefonisch Kontakt hatten, war es doch in ganz vielen Fällen der erste persönliche Austausch. So wurde Marcel von einer Vertriebsmitarbeiterin mit „Sie habe ich mir aber viel älter vorgestellt!“ angesprochen.
Was haben wir auf der ProFachHandel erreicht?
Conalco als Online-Händler hat oftmals einen anderen Blick und auch andere Bedürfnisse als der stationäre Einzelhandel. Natürlich sind die Preise online ungleich leichter vergleichbar. Wir haben deutlich gemacht, dass Kritik an der Preisgestaltung des Onlinehandels keine Einbahnstraße vom Hersteller zum Händler sein kann. Umgekehrt müssen Hersteller und deutsche Vertriebsniederlassungen internationaler Konzerne die Marktmacht sehr großer Online-Händler im Blick behalten. Monopolartige Akteure werden am Ende weder im Sinne der Markenhersteller noch im Sinne der VerbraucherInnen handeln. Dies ist bereits an ungezählten Beispielen an anderen Konsumgütern belegt. Von einer solchen Entwicklung sind auch Produkte mit einer hohen emotionalen Markenbindungskraft wie Spirituosen nicht ausgenommen.
Wir haben Hersteller und Vertriebsniederlassungen internationaler Konzerne aufgefordert, Marketing-Budget fair über die Akteure im deutschen Handel zu verteilen und nicht einseitig in monopolartige Strukturen zu investieren. Hersteller sollten auch berücksichtigen, dass ein Display-Aufsteller aus dem Einzelhandel im Versandhandel nicht funktioniert. Im Versandhandel von Flaschen ist der Platz in der Versandverpackung ein Flaschenhals. Umverpackungen mit Zugaben wie Gläsern oder Stößeln oder Stamperl müssen so gestaltet sein, dass diese einen Versandweg vom Händler zum Kunden unbeschadet überstehen. Dies ist und kann nicht nur die Aufgabe des Online-Handels sein.
Weiterhin ein wichtiges Thema ist die mangelnde Verfügbarkeit in vielen Sortimentsbereichen. Besonders betroffen hiervon sind American Whiskey und Tequila. Hieran wird sich grundlegend und auf absehbare Zeit nichts ändern. Zwar geht der Konsum von Spirituosen insgesamt zurück, aber hochwertige Produkte wie Whisky und Tequila erfreuen sich zunehmend großer Beliebtheit in Asien. Tequila ist in den USA zur Trend-Spirituose geworden. Aufgrund des langwierigen Prozesses beim Anbau der Agaven ist hier wohl langfristig mit Lieferengpässen und Preiserhöhungen zu rechnen.
Stichwort Preiserhöhungen: Was uns schon vor dem Messebesuch klar war, hat sich dort noch vielfach bestätigt. Es drohen in breiter Front und praktisch über alle Kernsortimente hinweg deutliche bis massive Preiserhöhungen. Besonders Produkte aus Übersee und Asien werden aufgrund der gestiegenen Frachtkosten teurer werden. Hinzu kommen gestiegene Rohstoffkosten für Getreide, höhere Energiekosten für Gas und Strom, welche für die Destillation und die Herstellung von Glas benötigt werden und zu guter Letzt die Kosten für Kartonagen, welche sich nahezu verdoppelt haben. Die Preisentwicklung konnten wir durch den Messebesuch nicht abwenden. Wir hatten nicht den Eindruck, als möchten die Hersteller auf der Welle der Inflation selbst noch ein wenig mehr Gewinn machen.
Unser Messe-Fazit
Die ProFachHandel 2022 fand sicherlich unter schwierigen Bedingungen statt. Die abklingende Pandemie, eine Inflation in Rekordhöhe, eine drohende Energiekrise und eine heraufziehende Rezession. Dass die ProFachHandel trotzdem zum gelungenen Event wurde, dafür möchten wir uns bei allen TeilnehmerInnen und ganz besonders beim Organisations-Team bedanken. Für uns war es eine rundum gelungene Veranstaltung und ein wichtiger Austausch in der Branche. Wir hatten sogar das Glück, eine bezahlbare Ferienwohnung in der Nähe der Innenstadt zu finden. So konnten wir nach der Messe am Mittwochabend noch ein wenig durch die wunderschöne Altstadt von Nürnberg schlendern.