Lagerung von Spirituosen – Wie soll ich meinen Alkohol lagern?


Die Lagerung von Alkohol ist ein interessantes Thema, bei dem es sich um das Verständnis von natürlichen Prozessen dreht. Denn durch den Einfluss von Sauerstoff und Verdunstung verändert sich die Haltbarkeit von Spirituosen. Mit der richtigen Lagerung kann man dem entgegenwirken und diese Prozesse so gut es geht verzögern. Erst einmal hört sich das komplizierter an, als es in Wirklichkeit ist. Schaut man sich allerdings die Tatsachen an, so ist es wesentlich einfacher sowie kostengünstiger, als bei einem alten Oldtimer oder Kunstgegenständen. Doch weshalb sollte man überhaupt seine Zeit dafür investieren? Mit der Zeit und dem Einfluss von den oben genannten Faktoren verändert sich die Spirituose im Geschmack und Zusammensetzung. Des Weiteren besteht bei vielen Spirituosen, wie z.B. beim Whisky, ein Interesse daran, den Whisky möglichst lange bei gleichbleibender Qualität zu lagern mit gleichzeitigem Werterhalt, um diesen später gewinnbringend weiterzuverkaufen. Doch wie genau wirken sich diese Prozesse aus und wodurch werden sie eigentlich ausgelöst? Welche Gegenmaßnahmen kann man treffen und gibt es eine einfache Formel für die optimale Lagerung von Spirituosen? Mit diesen Fragen setzt sich dieser Artikel auseinander und versucht einen besseren Überblick zu verschaffen, wie sie ihren kostbaren Rum, Whisky, Gin oder Likör lagern sollten.

Inhaltsverzeichnis

 

Haltbarkeit durch Zucker und Alkohol

Alkohol

Zu allererst muss man die positiven Eigenschaften der Spirituosen hervorheben. Denn besonders zwei Argumente sprechen für eine lange Haltbarkeit der Spirituosen, der Alkohol- und Zuckergehalt. Bei gewöhnlichen Lebensmitteln sind Mikroorganismen und Schimmelpilze die häufigste Ursache für die Ungenießbarkeit und dem anschließenden Entsorgen eines Produkts. Alkohol wirkt dagegen antibakteriell und besonders hochprozentiger Alkohol ist quasi immun gegen entsprechende Keime, da das Wachstum solcher Erreger verhindert wird. Daher müssen Basisspirituosen, wie z.B. Rum, Whisky, Wodka oder Brandy, ab ca. 30 % Vol. auch mit keinem Mindesthaltbarkeitsdatum versehen werden.

Zucker

Auch viele Liköre haben kein Mindesthaltbarkeitsdatum auch wenn der Alkoholgehalt unter der besagten 30 % Vol. Marke liegt. Dies rührt daher, dass der hohe Zuckergehalt von Likören eine konservierende Wirkung besitzt. Diese Spirituosen können somit auch nicht verderben, im Sinne von Schimmelpilzwachstum oder dem verbreiten von krankheitserregenden Mikroorganismen. Ausnahmen sind hier jedoch die Liköre mit Anteilen von Produkten wie Milch, Eiern oder Sahne. Trotz Alkoholgehalt und Zuckeranteil sind diese Spirituosen meist schnell verderblich und sollten nicht lange aufbewahrt werden. Daher sind solche Liköre meist mit einem Haltbarkeitsdatum versehen. Wie die Haltbarkeit selbst von solchen Spirituosen nach dem Öffnen bei entsprechender Lagerung dennoch verlängert werden kann, wird weiter unten genauer erklärt.

 

Welche Prozesse nehmen negativen Einfluss auf meine Spirituose?

Sauerstoff

Den größten Übeltäter haben wir ständig um uns herum und benötigen ihn zum Überleben: Sauerstoff. Viele kennen Sauerstoff als Feind von Metallen. In Verbindung mit Sauerstoff fangen diese an zu oxidieren und rosten mit der Zeit. Der gleiche Prozess findet bei einer Spirituose statt, jedoch mit unterschiedlichem Ausgang, denn rostig wird keine der Spirituosen schmecken. Der Prozess der Oxidation beginnt mit dem ersten Öffnen der Flasche. Sauerstoff berührt den Inhalt der Spirituose und die chemische Reaktion beginnt und verändert die Flüssigkeit. Dabei wird weniger das Ethanol oxidiert, sondern eher die zusätzlichen Komponenten, die im jeweiligen Getränk enthalten sind. Jedoch bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass die Spirituose dadurch schlechter werden muss. Denn bei einigen Whisky-Trinkern ist schon der Fall aufgetreten, dass ein Whisky ein dreiviertel Jahr nach dem Öffnen auf einmal besser schmeckt als zuvor. Grundsätzlich sollte man allerdings nicht davon ausgehen, dass dies generell zutrifft. Aufgrund der Oxidation der enthaltenen Komponenten, wie z.B. der Aromastoffe, kommt es in der Regel eher zu einer Verschlechterung des Geschmacks und zu einer Veränderung des Aromas. In seltenen Fällen kann die Oxidation sogar zu einer Ungenießbarkeit führen.

Verdunstung

Die zweite große Ursache für die Veränderung der Spirituose zum Negativen ist die Verdunstung. Drehverschlüsse und die üblichen Korkenverschlüsse von Rum und Whiskys sind nie 100% verschlossen und ein Teil der Spirituose verdunstet immer. Dabei ist in diesem Fall vor allem der Alkohol, also der Ethanol, von dem Prozess betroffen. Ethanol hat einen geringeren Siedepunkt als Wasser und verdunstet daher früher. Dadurch verringern sich der Alkoholgehalt und der Füllstand. Dies geschieht jedoch in geringem Maße und spielt erst in einem großen Zeitraum eine Rolle. Ein Faktor kann diesen Umstand allerdings deutlich beschleunigen und die negativen Folgen schneller als gewünscht hervorrufen, dazu wird in dem nächsten Absatz mehr geschrieben.

 

Faustformel für die ideale Lagerung

Wenn man die Eigenschaften von Alkohol und die schädlichen Einwirkungen von Sauerstoff und Verdunstung kennt, ist der Schritt zur richtigen Lagerung und einer langen Haltbarkeit der Spirituosen nicht mehr weit. Dabei kann man sich eine Faustformel aufstellen, um die Eckpunkte der Lagerung im Blick zu haben:

  • Aufrecht
  • Kühl
  • Dunkel
  • Trocken

Aufrecht

Anders als bei Weinen sollten Spirituosen aufgrund der Verschlüsse immer aufrecht gelagert werden. Bei Verschlüssen mit einem Korken handelt es sich um Gebrauchskork für das mehrmalige Öffnen und Verschließen. Dieser Korken sitzt weniger fest und kann daher nach einigen Jahren lecken oder die Verdunstung beeinflussen. Jedoch sollte einmal im Jahr die Flasche kurz auf den Kopf gedreht werden, damit der Korken mit Flüssigkeit benetzt wird und nicht austrocknet. Flaschen mit einem Drehverschluss sollten stehend gelagert werden, weil diese ebenfalls nie einhundertprozentig dicht sind. Als Gegenmaßnahme kann man einen sogenannten Parafilm über den Verschluss ziehen. Dies ist eine dehnbare Folie, die aus Polyethylen und Parafin-Wachs besteht und hauptsächlich im Labor für reaktionsfreudige und flüchtige Stoffe verwendet wird. Des Weiteren sind Drehverschlüsse von innen mit einer Plastikschicht versehen, die über einen längeren Zeitraum hinweg von dem Alkohol angegriffen wird und Stoffe an die Spirituose abgibt.

Kühl

Generell sollten die Spirituosen kühl und temperaturstabil gelagert werden. Damit wird eine Verdunstung des Alkohols auf ein Minimum reduziert. Dabei gilt eine Temperatur von unter 20 Grad Celsius als kühl. Weitaus wichtiger als eine niedrige Temperatur ist die Konstanz. Denn selbst bei kühlen Temperaturen lösen die Schwankungen eine Änderung der Dichte aus. Wird es ein paar Grad wärmer dehnt sich die Spirituose aus, wird es wieder kühler zieht sie sich wieder zusammen. Dabei entsteht Druck (Über- bzw. Unterdruck) im inneren der Flasche. Dies führt dazu, dass bei Überdruck Gase aus der Flasche am Verschluss vorbei gepresst und bei Unterdruck Sauerstoff in die Flasche gezogen werden. Dadurch werden die Verdunstung und die Oxidation gefördert.

Dunkel

Dunkel lagern heißt nicht unbedingt, dass die kostbare Flasche in einer Kommode im Keller verstaut werden muss, in die gar kein Licht mehr einfällt. Dennoch sollte vor allem direkte Sonneneinstrahlung dringlich vermieden werden. Zum Einen führt das Sonnenlicht zum Ausbleichen des Etiketts, was den Wert der Flasche vermindert. Zum Anderen kommt die UV-Strahlung hinzu, die die Geschmacksaromen und weiterer Stoffe der Spirituose angreift und ggf. negativ beeinflusst. Darüber hinaus ist die Temperaturstabilität ein großes Thema bei der Sonneneinstrahlung. Denn dadurch erwärmt sich das Getränk stark und kühlt bei verminderter Einstrahlung sowie in der Nacht wieder ab, wodurch die im vorherigen Punkt genannten Einflussfaktoren der veränderten Dichte und damit des Drucks zum Tragen kommen und die Verdunstung sowie die Oxidation stark begünstigen.

Trocken

Die trockene Lagerung der Spirituosen hat keine Priorität inne, sollte dennoch nicht komplett außer Acht gelassen werden. Eine zu feuchte Umgebung greift in erster Linie die Verpackung und das Etikett der Spirituose an. Besonders bei Whiskys oder Rums sollte darauf geachtet werden, da diese auch als Wertanlage dienen können und die Verpackung einen nicht unerheblichen Anteil einnimmt. Insbesondere bei schönen Umverpackungen oder Dosen ist das wichtig, denn im schlimmsten Fall fangen diese an zu schimmeln.

 

Dem Sauerstoff keine Angriffsfläche bieten

Falls einem die zuvor genannten Regeln noch nicht umfangreich genug sind und man noch nachhaltigere Schutzmaßnahmen treffen möchte, der sollte die Oberfläche der Flüssigkeit auf ein Minimum reduzieren, um weiteren schädlichen Einflüssen durch den Sauerstoff und der Verdunstung entgegenzuwirken. Dabei geht es vor allem um die Vermeidung von zu großen Kontaktflächen für Sauerstoff und den Alkohol. Dazu gibt es zwei Ansätze, einmal die „into neck“-Variante, bei der der Füllstand bis in den Flaschenhals geht oder den Kontakt mit Sauerstoff generell zu vermeiden. Wie dies gelingt erfahrt Ihr in den folgenden Abschnitten.

Umfüllen

Die einfachste Möglichkeit die voranschreitende Oxidation durch eine zu große Oberfläche zu vermeiden, ist das Umfüllen in eine kleinere Flasche. Dabei sollte die neue Flasche so groß sein, dass der Füllstand bis in den Flaschenhals gelangt, wodurch die Oberfläche so gering wie möglich ist und die Angriffsfläche für den Sauerstoff sehr klein wird. Dabei muss noch beachtet werden, dass die Flasche beschriftet ist. Praktikabel ist diese Variante vor allem, wenn das Flaschenaussehen nicht wichtig für einen selbst ist und das Produkt im Vordergrund steht.

Glaskugeln

Eine weitere Variante, die in die gleiche Kategorie wie das Abfüllen fällt, ist die Benutzung von Glaskugeln. Bei dieser Methode werden Glaskugeln in die angebrochene Flasche gefüllt, bis der Füllstand „into neck“ erreicht ist und die Oberfläche minimal ist. Wichtig ist, dass die Glaskugeln oder –steine vor der Benutzung gründlich gereinigt und in heißem Wasser abgekocht werden, damit keine Keime in die Flasche gelangen. Des Weiteren schränken die Glaskugeln den Gebrauch der Spirituose ein, da man beim Einschenken darauf achten muss, dass keine Kugeln ausversehen eingeschenkt werden. Die Nutzung ist darüber hinaus nicht möglich, wenn der Füllstand zu niedrig ist, denn dann können noch so viele Glaskugeln den Füllstand nicht bis in den Flaschenhals bringen.

Vakuum

Eine Methode ohne den Füllstand künstlich zu erhöhen ist das Vakuumieren der Flasche. Mit herkömmlichen auf dem Markt erhältlichen Geräten, wie z.B. dem Wine Saver Concerto von Vacu Vin, kann man den Sauerstoff fast gänzlich aus den geöffneten Flaschen entziehen und die Oxidation verhindern. Damit kann man den Geschmack und die Lebensdauer sehr gut erhalten und verlängern. Ehemals entwickelt für Weinliebhaber, entwickelt sich das Produkt mehr und mehr zu einem Produkt für Spirituosen-Kenner und lässt sich in immer mehr heimischen Bars wiederfinden.

Gas

Das Fluten mit Gas ist ebenfalls eine Möglichkeit, die Oxidation nahezu zum Stillstand zu bringen, wie bei der Variante des Vakuumierens. Dabei wird durch das Einfüllen eines Edelgases, wie z.B. Argon oder Neon, Stickstoffs oder Kohlendioxids der Sauerstoff verdrängt, der für die Oxidation verantwortlich ist. Dafür wird jedoch eine Vorrichtung bzw. ein spezieller Aufsatz benötigt, der seinen Preis hat. Des Weiteren muss bei jedem Anbruch einer Flasche eine neue Befüllung durchgeführt werden und auf Dauer werden nicht wenig Gaskartuschen benötigt. Ein weiterer negativer Aspekt ist, dass nicht nur Sauerstoff mit Stoffen reagiert, sondern auch Kohlendioxid. Speziell in diesem Fall kann es dazu führen, dass sich das Kohlendioxid nach einiger Zeit mit der Spirituose verbindet und Kohlensäure bildet, was man als Verbraucher sicher nicht beabsichtigt.

Übersichtstabelle:

Maßnahme Verdunstung Sauerstoff Art der Vermeidung: Oberfläche min. Sauerstoffkontakt vermeiden
Umfüllen   X   X  
Glaskugeln   X   X  
Vakuum X X     X
Gas   X     X

 

 

 

 






Schlusswort

Abschließend lässt sich sagen, dass die Lagerung von Spirituosen kein Teufelswerk ist. Allgemein reicht die Beachtung der oben genannten Faustformel „aufrecht, kühl, dunkel, trocken“ für eine ideale Lagerung der Spirituose aus. Wobei vor allem die direkte Sonneneinstrahlung vermieden werden sollte. Geht man noch einen Schritt weiter und möchte den Geschmack von Anfang an konservieren, dem bieten sich zwei sehr sinnvolle und kostengünstige Varianten. Entweder die Befüllung der angebrochenen Spirituosen in kleinere Behältnisse oder die Benutzung eines Vakuumierers.

Die Frage nach dem Sinn ist in diesem Zusammenhang abhängig von der Nutzungsdauer einer Spirituose, wie viel Aufwand einem der Erhalt des Geschmacks wert ist und ob man selbst überhaupt einen Unterschied erkennt. Handelt es sich dabei um den Lieblingsgin, dann wird dieser sicherlich schnell leer sein und man muss bei der Lagerung keine besonderen Anstrengungen unternehmen. Handelt es sich jedoch um einen Cachaça, den man alle halbe Jahre für einen Cocktail benötigt, macht das Vakuumieren durchaus Sinn. Besonders bei teuren Whiskys, die lange Zeit ihren Geschmack erhalten sollen, sind Maßnahmen gegen die Verdunstung und die Oxidation sinnvoll und angebracht.

Quellen und weitere Linktipps:

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