Sollte eine Null-Promille-Grenze eingeführt werden?
Blog Alkoholkonsum, Suchtgefahr

Anfang dieses Monats sorgte eine Schlagzeile für Aufruhr, die aussagekräftiger nicht sein könnte. Der 44-jährige Becks-Chef Tim Hedrich muss seinen Führungsposten abgeben. Und zwar weil er unter Einfluss von Alkohol einen Unfall verursacht haben soll. Die Ironie dahinter bedarf wohl keiner weiteren Erklärung. Das persönliche Unglück für den nun ehemaligen Deutschlandchef des weltweit größten Brauereikonzerns AB InBev bestand in diesem konkreten Fall in den internen Unternehmensrichtlinien, welche eine strikte Null-Promille-Grenze im Straßenverkehr sowie eben berufliche Konsequenzen bei Nichteinhalten dieser mit sich bringen. Ausführlichere Infos findet ihr hierzu in der Meldung von SpiegelOnline.
Doch auch wenn ihr wahrscheinlich keine derartigen Richtlinien in euren Arbeitsverträgen habt, ist es durchaus berechtigt, sich die Frage zu stellen, inwiefern eine gesetzliche Einführung der Null-Promille-Grenze als sinnvoll erscheint.
Gibt es eine gesellschaftliche Akzeptanz der Null-Promille-Grenze?
Bereits seit Jahren verzeichnen Bierunternehmen einen Rückgang des Bierkonsums. Da dieses für gewöhnlich zum Essen oder beim gemütlichen Zusammensitzen mit Freunden getrunken wird, stellt sich die Frage, ob sich hier nicht ein wachsendes Problembewusstsein in der Gesellschaft und eine damit verbundene Akzeptanz der Null-Promille-Grenze wiederspiegelt. Sprechen sich also tatsächlich immer Deutsche dafür aus, Alkohol am Steuer komplett zu verbieten? Gibt es ein wachsendes Problembewusstsein der Bevölkerung, dass Alkohol und Autofahren einfach nicht zusammen gehören? Wenn euch die Diskussion jetzt äußerst bekannt vorkommt, dann könnte es daran liegen, dass viele von euch genau diese Streitfrage zur Einführung der Null-Promille-Grenze bereits im letzten Jahr zu genüge miterlebt haben. In Anbetracht des eingangs erwähnten Vorfalls wollen wir von Conalco euch dennoch einmal mehr die wesentlichen Punkte ins Gedächtnis rufen.
Was sprach nochmal gleich für eine Einführung der Null-Promille-Grenze?
Insbesondere Grüne und Linke haben sich in der Vergangenheit eindeutig für die Einführung einer solchen Regelung ausgesprochen. Im Kern steht dabei das Argument, es zeige sich immer wieder, dass selbst leicht alkoholisierte Menschen nicht einschätzen könnten, ob sie in der Lage seien, ein Fahrzeug zu führen. Das Hauptaugenmerk liegt hier also auf dem Wort „einschätzen“, da bereits geringe Mengen Alkohol die Wahrnehmung und damit eben das Urteilsvermögen behindern können. Damit wird nicht nur das Beurteilungsvermögen von Situationen im Straßenverkehr direkt getrübt, sondern vor allem auch die Entscheidungsfähigkeit, ob man fahren sollte oder besser nicht.
Zudem gilt auch bei einer bestehenden Promille-Grenze von 0,5, dass ein geringerer Alkoholwert im Blut nicht vor einer Strafe schützt. Verschuldet ihr einen Unfall und habt nachweisbar Alkohol konsumiert, tragt ihr zumindest eine Teilschuld, selbst wenn ihr euch vielleicht wirklich in euren Augen verantwortungsvoll verhalten und auf das berühmte eine Bier beschränkt habt.
Zuspruch erfährt die Null-Promille-Grenze aber nicht nur von Seiten der Opposition, sondern auch von der SPD. Ein entscheidendes Hindernis bestehe aber darin, dass eine Einführung der Null-Promille-Grenze nicht im Koalitionsvertrag festgehalten wurde.
Was sagen die Gegner der Null-Promille-Grenze?
Neben schnell ersichtlichen Gründen des reinen Genusses, zum Beispiel ein Glas Wein zum Essen oder ein Bier, wenn man mit Freunden zusammensitzt, merkt selbst die Deutsche Polizeigewerkschaft an, dass eine bedingungslose Null-Promille-Grenze utopisch und daher kaum realisierbar sei. Bereits der Verzehr von gegorenen Früchten könne beispielsweise einen nachweisbaren Alkoholwert im Blut zur Folge haben. Ähnlich kritisch ist die Einnahme von Medikamente zu sehen, die entweder geringe Mengen Alkohol enthalten oder eine ähnliche Wirkung haben. Auch den Vorwurf des Populismus müssen sich die erwähnten Befürworter der Null-Promille-Grenze häufig gefallen lassen, da angeblich rein aus Parteizwecken ein gesellschaftlicher Trend, der eben nicht umsetzbar sei, instrumentalisiert werde.
Null-Promille-Grenze: Was denn nun?
Aus den hitzigen Diskussionen wird bereits deutlich, dass diese Frage wohl niemand eindeutig beantworten kann und es sich letztendlich immer um ein subjektives Meinungsbild handelt. Ob ihr auf Alkohol in Verbindung mit Autofahren verzichtet, müsst ihr also letzten Endes für euch selbst entscheiden. Nichtsdestotrotz wollen wir von Conalco euch noch einige Gedanken mit auf den Weg geben, die ihr unserer Meinung nach bei eurer Entscheidung beachten solltet.
Zunächst wollen wir nochmals daran erinnern, dass ihr im Straßenverkehr abgesehen von euch selbst auch ein erhöhtes Maß an Verantwortung für die anderen Verkehrsteilnehmer, die nicht nur Autofahrer umfassen, tragt. Ein zentraler Punkt bei der Diskussion um die Null-Promille-Grenze sollte also immer das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen für sich und seine Mitmenschen und die damit einhergehende Frage sein, ob jemand, der diese Art der Rücksichtnahme grundsätzlich nicht aufweist, sich durch strengere gesetzliche Vorschriften vom Alkoholkonsum abhalten lässt. Auch in Bezug auf die bereits angeschnittene Realisierbarkeit sei nochmal erwähnt, dass ein Messgerät nicht zwangsweise fehlerfrei misst. Dies könnte insbesondere bei einer strikten Null-Toleranz-Regelung im Zuge der Null-Promille-Grenze ärgerliche Folgen für euch haben, wenn beispielsweise der Fahrer vor euch positiv getestet wurde. Und nicht zuletzt kann man auch einfach mal vergessen, dass selbst ein Mon Chéri zu einem messbaren Alkoholwert im Blut führen kann …
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