AnCnoc ist bekannt und berüchtigt für seine Whisky-Abfüllung ohne Altersangabe. Die stets streng limitierten Abfüllungen erfreuen sich wechselnder Beliebtheit. Die Serie Peter Arkle besteht fünf Abfüllungen, die sich durch die Lagerung auf verschiedenen Fasstypen und vermutlich auch durch die Lagerdauer unterscheiden. Doch trotz des künstlerischen Beistandes blieb zumindest drei Ausgaben der Erfolg an der Ladentheke versagt. Wir gehen den Gründen dieses mittleren Debakels nach und stellen die noch erhältlichen drei Editionen vor.
Die Brennerei
Die Knockdhu-Destillerie brennt den AnCnoc Whisky. Sie ist eine der wenigen Brennereien, deren Whisky nicht den Namen der Destillerie trägt. Zunächst war das gar nicht geplant, sodass man den Whisky bis 1994 unter dem Namen Knockdhu vertrieb. Die Ähnlichkeit mit den Produkten von Knockando war allerdings zu frappierend, so dass man sich entschloss fortan alle Single Malts als AnCnoc zu vermarkten. Die Brennerei befindet sich in den östlichen Highlands in der Nähe Huntly, einer Kleinstadt in der Grafschaft Aberdeenshire. Gegründet wurde die Brennerei 1892, hatte aber immer wieder Phasen, in denen sie nicht in Betrieb war. Die letzte Stilllegung war zwischen den Jahren 1983 und 1989. Im Jahr 1988 erwarb der heutige Besitzer Inverhouse Distillers die Anlagen und reaktivierte den Betrieb. Inverhouse Distillers ist eine Tochter von Thai Beverages, somit ein thailändisches Unternehmen und Eigentümer von fünf Destillerien: Knockdhu, Old Pulteney, Speyburn-Glenlivet, Balblair und Balmenach. Auch wenn die Verbindung zu dem thailändischen Spirituosenkonzern etwas exotisch anmutet, befindet sich die Knockdhu Destillerie also durchaus in bester Gesellschaft.
Die Single Malts
Knockdhu fährt schon seit langer Zeit ein zweigleisiges Angebot. Den klassischen Whisky mit Altersangabe in den Reifegraden 12, 18 und 22 Jahren stehen wechselnde Serien ohne Altersangabe gegenüber. Diese Serien sind in aller Regel limitiert und entsprechend nur begrenzt verfügbar. Gemeinsames Merkmal fast aller AnCnoc Produkte sind der Verzicht auf Farbstoff und auf eine Kaltfiltration. Dies gilt zumindest für alle Single Malts aus der Serie Peter Arkle.
Der Namenspatron Peter Arkle
Peter Arkle ist ein freischaffender Künstler und Illustrator aus New York mit schottischen Wurzeln. In der Werbebranche hat sich der New Yorker längst einen großen Namen erarbeitet und die Zusammenarbeit mit AnCnoc entstammt wohl zur Hälfte der Liebe zu seiner Heimat und zur Hälfte der Liebe zum Whisky. Im Jahr 2011 hielt er sich einige Zeit in Huntly auf und hat dabei Inspiration und Kreativität für die Gestaltung von Whisky-Tube und Flaschenetiketten gefunden. Entstanden ist eine Serie von fünf Single Malts, von denen der Erste im April 2012 auf den Markt kam.
- Ingredients
- Casks
- Bricks
- Warehouse
- Luggage
Bis auf die letzte Ausgabe, welche speziell für den Travel Retail Handel gedacht war, wurden durchweg 6.000 Flaschen zu je 0,7 Liter mit einem Alkoholgehalt von 46% vol abgefüllt. Die Travel Retail Variante Luggage unterscheidet sich nur durch die größere Füllmenge von 1 Liter. Der wichtigste Unterschied zwischen den Editionen ist die Lagerung auf verschiedenen Fasstypen. Und obwohl die Limitierung auf 6.000 Stück wahrlich nicht üppig ist, sind trotzdem bislang lediglich die erste und dritte Edition (Ingredients und Bricks) ausverkauft. Trotz der verhaltenen Nachfrage neigen sich die Bestände nun dem Ende entgegen, weswegen wir die noch verfügbaren Editionen Casks, Warehouse und Luggage einer kurzen Begutachtung unterwerfen möchten.
Casks – ohne Fass kein Whisky
Die Edition #2 – The Casks lagerte auf amerikanischen und spanischen Eichenfässern.
Farbe: heller Bernstein
Nase: süß und vollmundig, würzige Vanille und reichhaltig Toffee-Aromen, gefolgt von frischer Zitrone, gebackenen grünen Äpfeln und einem Hauch von Kokosnuss.
Geschmack: süß, warm und würzig. Früchtekuchen und getrocknete Früchte, cremige Vanille und Toffee gefolgt von einer deutlichen Note von Orangenschale und etwas Leder.
Ein Blick in die dunklen Lagerhäuser von AnCnoc ist etwas ganz besonderes. Es ist ein Ort, an dem es scheint als ob die Zeit stehen geblieben ist: Dunkel, kühl und ruhig atmen die Fässer über die Jahre vor sich hin. Wie von magischer Hand reift der Whisky zu seiner ganzen Größe heran. Durch die Reifung der limitierten Ausgabe auf Fässern aus amerikanischer und spanischer Eiche ergibt sich ein vergleichsweise leichter Whisky.
Warehouse – Whisky unter Dach und Fach
Farbe: Poliertes Gold
Nase: Am Kopf überzeugt der Whisky mit Noten von Schnittblumen und Zitronen-Baiser. Im Verlauf steigt die Honigsüße und cremige Vanille in die Nase, abgeschlossen von einem Hauch von Sherry- und Gewürznoten.
Geschmack: Sehr reiches Bukett von süße Aromen wie Rosinen und Honig, gefolgt von Orangenhaut und frischem Pudding mit heißem Toffee. Das Finish ist lang, süß, würzig mit viel Trockenfrucht und Karamell.
In den Lagerhallen von Knockdhu sind die Whisky-Fässer sicher verwahrt. Seit vielen Jahrzehnten lagern hinter den Mauern die Fässer und in ihnen reift der Whisky zu seiner ganzen Größe heran. Ohne Lagerhäuser gäbe es keinen AnCnoc Whisky und mit dieser limitierten Ausgabe wird den Lagerhäusern ein kleines Denkmal gesetzt.
Warum blieb der Erfolg aus?
Wenn wir diese Frage auf Anhieb beantworten könnten, wären wir sicherlich ein gute bezahlter Berater der Knockdhu Destillerie. Die erste Ausgabe Ingredients wurde vom deutschen Whisky-Kenner Horst Lüning im Dezember 2012 in den höchsten Tönen gelobt. Zitat: „Da muss man kein Alter drauf schreiben, das steht für sich.“ Da muss man sich schon sehr wundern, dass vier Jahre später von 24.000 Flaschen der gesamten Serie immer noch nicht alle über den Handel abverkauft sind. Unsere Erklärungsansätze:
- Die geringe Markenbekanntheit von AnCnoc
- Die fehlende Altersangabe wirkt wenig vertrauensbildend
- Die Gestaltung durch den Künstler weckt misstrauen, denn das Honorar für den Künstler könnte den Preis für den Whisky in die Höhe getrieben haben.
- Ein Mehrwert der Limited Serie ist gegenüber dem regulären Portfolio nicht zu erkennen
Haben Sie eine Idee, warum der Limited AnCnoc Serie Peter Arkle die Gunst der Käufer versagt blieb? Schreiben Sie einen Kommentar und lassen Sie uns darüber diskutieren.
Meiner Meinung nach...
...liegt es einzig daran, dass anCnoc relativ unbekannt ist.
Die Abfüllung als NAS ist hier wahrscheinlich nicht das größte Problem, denn das funktioniert bei anderen Brennereien ja auch (s. Ardbeg & Co).
Und dass die Flaschen jemand nicht kauft weil er meint der Preis kommt durch das Künstlerhonorar zustande, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Dieser Gedanke wäre mir auch nie gekommen.
Jemand der nicht in der Whisky Szene unterwegs hat den Namen wahrscheinlich noch nie gehört. Und für die Kenner hat die Destille keinen Hype Faktor. Durch die geringe Marktpräsenz ist auch nicht mit großen Preissteigerungen zu rechnen, also auch für Spekulanten uninteressant.
Das ist ja auch nicht die einzige Limited Abfüllung / Serie die nicht direkt leergekauft ist. Da gibt es auch andere Beispiele. Die Cuatro Serie von Tomatin z.B. oder auch deren Cù Bòcan Trilogie. Die sind bei teilweise geringerer Auflage immer noch erhältlich.
Auch wenn Tomatin in letzter Zeit marketingtechnisch sehr aktiv ist, ist es eben noch keine Destille, die im Fokus der breiten Masse steht.