Die Würde des Jagertees ist unantastbar
Bereits vor mehr als 20 Jahren ist die Alpenrepublik Österreich der Europäischen Union beigetreten. In den Beitrittsverhandlungen sicherte sich Österreich allerlei Begrifflichkeiten der kulinarischen Welt als nationales Eigentum. Dazu gehört auch, dass die im Jahr 2008 neugefasste Spirituosenverordnung den Begriff „Jagertee“ und die Abwandlungen „Jägertee“ und „Jagatee“ als geografische Angabe ausschließlich für österreichische Produkte vorsieht.
Jagertee – eine Mischung aus Markenrecht und Protektionismus
Im Vorfeld der am 15. Januar 2008 veröffentlichten Spirituosenverordnung wurde innerhalb der EU hart gerungen. Um den Begriff Jagertee wurde heiß gestritten, denn der Markt für das Heißgetränk hat sich mit dem Skitourismus seit dem Beitritt Österreichs zur EU stark entwickelt. Während die Österreicher 2006 mit einer Produktion von 600.000 Litern zwar nach wie vor Marktführer waren, haben sich die deutschen Produzenten mit einem Volumen von 400.000 Litern unangenehm nah an das Original herangewagt. Und zu allem Überfluss haben sie den Jagertee einfach unter dem gleichen Namen vermarktet. Doch im Jahr 2007 sollte damit Schluss sein, denn das Nationalheiligtum Jagertee sollte aus Sicht der österreichischen Nahrungs- und Genussmittelindustrie für andere Produzenten unantastbar sein. Aufgrund der Vereinbarungen aus den Beitrittsprotokollen kam es, wie es kommen musste. Die deutschen Produzenten, die ein völlig identisches Genussmittel herstellen, konnten für sich nur die weitaus weniger prestigeträchtige Bezeichnung „Hüttentee“ sichern. Alternativ findet man bisweilen auch die Bezeichnung „Förstertee“, die sich bislang noch jeder gesetzlichen Kodifizierung entwinden konnte.
Jagertee – eine Mischung aus Schwarztee und Inländer-Rum
Im Grunde ist Jagertee eine Mischung aus Schwarztee und Inländerrum. Der bekannteste Inländerrum stammt von Stroh. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine geschützte geographische Angabe für eine Spirituose aus Österreich. Vor allem durch den Mangel an karibischen Kolonien war man in Österreich-Ungarn bestrebt, eine brauchbare Alternative zu importierten Rum zu entwickeln. Der Inländerrum ist eine Mischung aus Ethylalkohol, Wasser, Aromen und Farbstoffen, die letztlich dem echten Rum im Geschmack und Aussehen sehr ähnlich ist. Die Alkoholbasis für den Inländerrum muss inzwischen immerhin aus der Zuckerrohrverarbeitung stammen. Welchen Schwarztee man verwendet, bleibt den jeweiligen Herstellern überlassen. Da der Jagertee zu den Likören zählt, muss er einen Mindestalkoholgehalt von 15 % vol und einen Mindestzuckergehalt von 100 g je Liter aufweisen. Bei dem im Handel vertriebenen Jagertee handelt es sich in aller Regel um ein Konzentrat mit einem Alkoholgehalt von 40 % vol, welches durch die Zugabe von Wasser auf Trinkstärke reduziert wird.
Wo kommt der Name Jagertee her?
Der Name Jagertee leitet sich profaner Weise von den Konsumenten des Getränks ab. Heute sind das zwar überwiegend feiernde Skitouristen auf den einschlägigen Après-Ski-Partys. Da der Likör aber nicht Ski-Tee heißt, ist Name und damit die Geschichte des Jagertees schon etwas älter. Zumindest bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts lässt sich der Jagertee zurückverfolgen. Vor allem Forstarbeiter und Jäger haben sich ihren Tee mit einem guten Schluck Rum unauffällig aufgewertet. Aufbewahrt, transportiert und getrunken wurde die Mischung aus den damals üblichen schlecht isolierten Getränke-Kannen. So hat sich der Namen Jagertee verfestigt. In den 1970er Jahren, während des aufkommenden Skitourismus, wurde diese Mischung von den Hüttenwirten abends den Gästen gereicht. Über die Jahre hat sich eine immer größere Fangemeinde für den traditionsreichen Likör entwickelt und schließlich ist Jagertee für viele Urlauber zu einem absoluten Kultgetränk geworden, welches inzwischen in der ganzen Alpenregion und auch auf Weihnachtsmärkten zum festen Getränkeangebot zählt.
Aber jetzt wünschen wir viel Spaß mit Flaschen!