Glendalough ist das Tal der zwei Seen und die Heimat der ersten irischen Craft Brennerei überhaupt. Die landschaftlich reizvolle Gegend südlich von Dublin gehört zu den Wicklow Mountains in der gleichnamigen Grafschaft. Historisch bedeutsam ist die ausgedehnte Klosteranlage, welche durch den Heiligen Kevin bereits im 6. Jahrhundert begründet wurde. Kevin ist es auch, der in Mönchskutte und in Begleitung einer Amsel jede Flasche der Brennerei Glendalough ziert.
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Der Heilige Kevin als Quelle der Inspiration
Der Streit, ob Whisky oder Whiskey in Schottland oder Irland erfunden wurde prägt noch heute die Feindschaft zwischen den Brennmeistern beider Länder. Den Kampf um Marktanteile haben die irischen Brennereien im Kampf um die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich vor einem Jahrhundert verloren und sich bis heute nicht davon erholt. Seit rund einem Jahrzehnt blüht die Wiege des irischen Whiskeys aber langsam wieder auf und neue Marken erobern die Herzen der Whisky-Liebhaber. Und dass der ewige Whisky-Wettkampf nicht endgültig entschieden ist, beweist gerade die Unsicherheit des BREXIT, welchem die schottischen Destillerien mit einigem Widerwillen entgegenblicken.
Eine dieser jungen, unabhängigen und eigenständigen Brennereien ist die Glendalough Distillery, welche zwar erst 2011 das Licht der Welt erblickte, aber viel ältere Wurzeln hat. In dem Tal der zwei Seen hat der Heilige Kevin im Jahr 549 das Kloster Glendalough begründet, dem er bis zu seinem Tod im Jahre 618 als Abt vorstand. Aus dem Jahre 584 existieren Aufzeichnungen, die die Destillation als einen Teil der Alchemie der Mönche von Glendalough nahelegen und zum Schatz der Heilkünste jedes Klosters gehörten. Damals galt das Ergebnis der Destillation aber keinesfalls als Genuss-, sondern ausschließlich als Heilmittel. Die genauen Ursprünge des irischen Whiskeys liegen genauso wie des schottischen im Dunkeln.
Der Heilige Kevin galt als Asket und Naturliebhaber. Er lebte zurückgezogen im Wald und am Ufer des Sees. In Irland gilt der Heilige Kevin als Patron der Amsel, mit der auch als Silhouette auf den Etiketten der Glendalough-Abfüllungen dargestellt wird. Der Legende nach soll Kevin während der Fastenzeit mit ausgebreiteten Armen gebetet haben. Dabei soll ihm eine Amsel ein Ei in die Hand gelegt haben. Kevin verblieb in der Gebetshaltung, bis das Ei ausgebrütet war und das Jungtier davonfliegen konnte. Eine Legende, an die die zeitgenössische Glendalough Brennerei mit einem mystisch düsteren Video direkt anknüpft.
Gründung der Glendalough Brennerei
Die erste Gründung einer irischen Craft-Destillerie seit mehreren hundert Jahren geht auf den Freundkreis fünf junger Männer aus Wicklow und Dublin zurück. Im Jahr 2011 gründeten Kevin Keenan, Gary McLoughlin, Barry Gallagher, Brian Fagan und Donal O'Gallachoir die Glendalough Irish Whiskey Company, deren Geschäftsführer Barry Gallagher wurde. Da man nach einer Neugründung zunächst nichts für den Verkauf hat, bezog man Roh-Spirituosen aus der bis Dezember 2011 letzten unabhängigen irischen Brennerei Cooley Distillery (u.a. Connemara). Der Vertrieb begann 2013 mit dem vermeintlich einfachsten Produkt Poitin. Poitin ist ein irischer Schnaps aus Gerstenmalz, Zuckerrüben und Kartoffeln. Im Mai 2014 konnte dann endlich die eigene Brennerei im Glendalough Tal eröffnet werden und kurz danach wurden auch die ersten Whiskeys (noch aus der Cooley Distillery) auf den Markt gebracht. Im Winter 2014/2015 hat man schließlich begonnen, eine ganz besondere Gin-Serie aufzulegen, von der im Folgenden noch die Rede sein wird.
Glendalough Single Grain Double Barrel Whiskey
Dieser Single Grain Whiskey wurde zuerst auf amerikanischen Ex-Bourbon Fässern und gereift und auf spanischen Oloroso-Sherry-Fässern ausgebaut. Dieser Single Grain sprengt die bisherigen Vorstellungen von Irish Whiskey. Der Glendalough Double Barrel wird auf einer Coffey Still destilliert. Die Maische besteht aus irischer gemälzter Gerste und Mais. Auf den Bourbon-Fässern aus American Oak verbringt der Single Grain Whiskey dreieinhalb Jahre und wird danach für ein halbes Jahr auf den ehemaligen Oloroso-Sherry-Fässern ausgebaut. Die Bourbon-Fässer verleihen dem Whiskey Noten von Schokolade und Karamell, während die ehemaligen Sherry-Fässer Noten von Früchten und Nüssen beisteuern. Beide Fässer sind aus Eichenholz und sorgen für die typischen Anklänge von Vanille.
Nase
dunkle Früchte, Kirsche, Rosine, Feige, Zitronengras und eine Spur Muskat
Gaumen
süß und cremig, Butterscotch, Honig und Pfefferkörner, getrocknete Früchte, Maraschino-Kirsche, brauner Zucker
Finish
lange Spur von Ingwer, etwas Mandeln, komplex bis zum Ende
Glendalough 7 Jahre Single Malt Irish Whiskey
Der siebenjährige Single Malt von Glendalough ist nicht nur eine Hommage an den Heiligen Kevin, der 7 Jahre in der Wildnis verbracht haben soll und in dem Tal der Klostergründung sieben Kirchen existiert haben sollen, sondern auch an die Schöpfung der Welt in sieben Tagen. Wie der heilige Kevin von sieben Wintern geprüft und von sieben Sommern geformt wurde, hat sich der Stempel der Zeit und die irische Natur auch in diesem Single Malt Whiskey verewigt. Der Glendalough Single Malt wird im klassischen Stil produziert und auf eine Trinkstärke von 46% vol. Alkoholgehalt eingestellt. Auf der Flasche befinden sich 7 Silberkreuze, die zu den sieben Kirchen von Glendalough führen.
Nase
reich und süß, mit einem Hauch von Zimt und Zitrus. Etwas Orange und Vanille, sowie einen Hauch floraler Noten von Wiesenblumen.
Gaumen
Samtig-weicher Geschmack mit einem Hauch von Orange, viel Creme-Brûlée und dunkle Schokolade, dazu etwas Zimt und Pfeffer begleitet von Malz und Eiche.
Finish
Voluminös und lang anhaltend, würzig-süße Aromen vereinen sich elegant im Abgang.
Glendalough 13 Jahre Single Malt Whiskey
Als eine Art Gegenpart zum jüngeren Single Malt, der der glorreichen Zahl 7 gewidmet ist, könnte man den 13jähirgen Single Malt verstehen, dessen Alter 13 in der Numerologie doch mit allerlei negativen Assoziationen verbunden ist. Während selbst die irische Fluglinie Ryanair auf eine 13. Sitzreihe verzichtet, lässt man sich von der Craft Brennerei Glendalough durch den Aberglauben nicht abhalten einen 13jährigen Single Malt abzufüllen. Ein Recht unverwechselbarer Geselle, dem die dreizehn Fass-Jahre durchaus gut bekommen sind. Zumal 13 Jahre Fassreifung für einen irischen Whiskey schon als außergewöhnlich bezeichnet werden dürfen.
Nase
Schwere Noten von Butterscotch und Toffee, Honig und Zitrone sowie ein Hauch Gewürznelke
Gaumen
Vanille-Noten und luxuriöse Süße von Kandis. Ein Hauch exotischer Früchte wie Zitrone, Pfirsich, Aprikose und Gewürze wie Pfeffer und Nelken. Es stellt sich ein samtiges Mundgefühl ein, das leicht am Gaumen schwingt.
Finish
Zum Ende mischt sich unter die Gewürznoten auch etwas Malz und schwere Eiche. Der 13jährige Single Malt von Glendalough klingt mit einem Finish von Vanille sehr lange aus.
Erst Ende 2014 hat man sich an die Produktion von Gin gewagt und dabei ein besonderes Konzept gewagt. Statt einen Gin für das ganze Jahr zu produzieren, wollte man sich von den vier Jahreszeiten inspirieren lassen. Als Expertin für die lokalen und saisonalen Botanicals hat man Geraldine Kavanagh ins Boot geholt und von jeder Abfüllung brachte man nicht mehr als 3.000 Flaschen auf den Markt. Destilliert wird auf einer klassischen Holstein-Anlage. Sowohl Sommer-, Herbst-, Winter- und Frühjahrs-Gin haben eine gemeinsame Basis aus den Botanicals Wacholder, Angelika, Koriander, Bittermandel, Iriswurzel und Orangenschale. Den Frühlings-Gin dominiert der Ginster, den Sommer-Gin der Holunder, im Herbst Heidelbeeren und im Winter Schlehen.
Doch so viel Zeit und Mühe man auch in die Produktion eines Gins für jede Jahreszeit steckte, das Konzept hatte auch seine Schattenseiten. Nicht jede Bar und jeder Laden war bereit einen Gin ins Sortiment aufzunehmen, der nach drei Monaten schon aus der Mode ist. So komplettierte man das Quartett schließlich um einen fünften etwas schlichteren Wild Botanical Gin, der den Liebhaber durch das ganze Jahr begleiten soll.
Unser Fazit
Glendalough ist eine noch junge Brennerei, die mutige Konzepte geht und dabei auch bereit ist Hindernisse in Kauf zu nehmen. Während der Whiskey durchaus auf ein breites öffentliches Interesse stößt, hat man sich beim Gin sicherlich ein wenig verkalkuliert. Das Konzept eines Gins für jede Jahreszeit mag lokal und regional funktionieren, ist für den internationalen Handel im Zusammenhang mit einer ohnehin nur Kennern bekannten Marke nicht geeignet. Mit dem Wild Botanical Gin hat die Brennerei einen Gin für das ganze Jahr auf den Markt gebracht und versucht nunmehr das Pferd von vorn zu zäumen. Hat man erstmal Fuß auf dem Gin-Markt gefasst, ist es auch einfacher das Sortiment in die Breite zu walzen. Handwerklich gibt es an den Spirituosen von Glendalough ohnehin nichts zu rütteln. Hier wird von Hand gearbeitet, das schmeckt und spürt man bei jeder Flasche. Allerdings auch im Portmonee.