Bozal Mezcal – Porträt eines wilden Agavenbrandes

Mezcal liegt im Trend, sagen viele Experten. Doch dem Agavenbrand hängt noch immer das Etikett eines schlechten Tequilas an. Die neue Premium-Marke Bozal ist angetreten, um diesen schlechten Ruf aus der Welt zu räumen. Wir haben die wichtigsten Informationen zusammengefasst, so dass man sich einen ersten Eindruck von der Qualität des Produktes verschaffen kann.

Inhaltsverzeichnis

Bozal – Inspiration für den Markennamen

„Wild“ oder „ungezähmt“ ist die Übersetzung für den spanischen Begriff Bozal. Und dieser Name weist auch direkt den Weg zu den Agaven, aus denen der Mezcal hergestellt wird. Für die Herstellung von Bozal werden zum Teil wilde Agavenarten verwendet. Insgesamt gibt es über 200 Agavenarten, für die Herstellung von Mezcal dürfen aber nur 28 Arten verwendet werden. Mehr als 85% aller Mezcal werden aus der Espadin-Agave produziert. Kleiner Hinweis am Rande: Tequial wird immer aus der Blauen Weber-Agave produziert, eine Art die für die Mezcal-Produktion praktisch keine Rolle spielt. Über Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Mezcal und Tequila können Sie sich hier informieren.

Bozal steht aber auch für die für unsere Verhältnisse ungezähmte Brennkunst, welche in den mexikanischen Bundesstaaten Oaxaca und Guerrero in seiner ursprünglichen Form ausgelebt wird. Fast die gesamte Mezcal-Produktion wird von kleinen familiengeführten Betrieben  und „Mezcaleros“ gestemmt. Anbau, Ernte, Fermentation und Destillation von Mezcal sind schwere körperliche Arbeit und ein Handwerk im besten Sinne. Gewachsene Strukturen, die den Import der traditionell hergestellten Getränke sehr schwierig gestalten. Denn an europäische Vorschriften in Bezug auf Hygiene und Verpackung denkt bei der Arbeit in Mexiko wohl keiner. Bozal Mezcal hat diesen Spagat mehr als geschafft und eine traditionelle Ton-Flasche mit einer modernen Optik verbunden.

Flasche – Optik und Haptik

Die Flaschen von Bozal sind aus Keramik und wirken sehr rustikal. Farblich wurde ein heller Ockerton bzw. ein Azul-Blau gewählt, die Etiketten sind klar verständlich und modern strukturiert. Das Gefäß ist an die Terrakotta Copitas angelehnt, ein traditionelles mexikanisches Trinkgefäß für Mezcal. Das Etikett ist aus strukturiertem Papier und enthält das geprägte Logo, perforierte Löcher und eine gestempelte Chargennummer. Das Tongefäß liegt relativ schwer in der Hand. Am Hals verengt sich die Flasche deutlich und der schmale Flaschenhals wird durch einen Korken abgeschlossen. Der Korken ist mit einem Papierstreifen versiegelt. Der Verschluss und die Versiegelung wirken sehr filigran und hätte für unseren Geschmack gerne etwas stabiler ausfallen dürfen. Wenn die Flasche einmal geleert sein sollte, ist für eine Anschlussverwendung des leeren Gefäßes auf jeden Fall gesorgt: Die erste Reaktion auf die Flasche in unserem Lager war: „Wow, was für eine coole Vase." Insgesamt unterstreichen Verpackung, Etikett und Haptik den Eindruck einer hochwertigen Spirituose.

 


 

Bozal Ensamble im Check

Der Ensamble ist der „Einsteiger“-Mezcal der Marke und als einziger nicht limitiert. Ensamble bedeutet Mischung und verweist darauf, dass dieser Mezcal aus drei Agavenarten destilliert wurde.

Espadìn Agave

Die Espadín Agave ist die genetische Mutter der Blue Weber Agave und gehört als eine Unterart zur Sorte der Angustifolia. Espadin ist die vorherrschende Agave in der Mezcalproduktion. Der Charakter der Agave ist geprägt von feuchter Erde, intensiven Rauchnoten auf der Gaumenmitte und einem Finish, welches an wilde Blumen erinnert.

Barril Agave

Eine dickblättrige, wilde Agave, welche in Oaxaca oft auch als Zaun verwendet wird, um Flächen abzugrenzen. Die Barril-Agave sorgt für die Komplexität in diesem Mezcal. Zuerst zeigen sich Zitrus- und florale Noten in der Nase, dann Spuren von grüner Paprika. Am Gaumen zeigt sich eine Balance aus Zitrusfrüchten und cremiger Banane. Die Barril-Agave gehört als Unterart der Karwinskii-Agavenfamilie an.  

Mexicano Agave

Die Mexicano-Agave ist eine Unterart der Rhodacantha-Familie. Sie gedeiht im Gegensatz zur Espadin-Agave in feuchteren Gebieten und tieferen Lagen. Diese wilde Agave kann sehr groß werden und wird normalerweise mit etwa 10 Jahren geerntet. Die hohe Zuckerkonzentration in der vollständig ausgereiften Agave bringt einen extrem kräftigen Mezcal hervor. Der Gaumen ist deutlich krautig, von erdigen Noten geprägt und hat ein sehr langes Finish.

Herstellung

Um einen unverfälschten Mezcal-Stil zu schaffen, wird bei der Herstellung mit handwerklichen Verfahren gearbeitet. Im Einklang mit der 200-jährigen Tradition werden die Agave-Herzen in irdenen Grubenöfen gekocht. Anschließend werden sie mit dem steinernen „Tehona“-Rad, von einem Pferd im Kreis gezogen, zermalmt und gestampft.

Tehona-Rad

Die offene Vergärung ermöglicht, dass der Zucker unter Verwendung von natürlich vorkommender, wilder Hefe fermentiert, sodass kein Zusatz von gezüchteter Hefe nötig ist. Abschließend wird durch eine doppelte Destillation in Kupferbrennblasen die Essenz der milden Agaven – der Mezcal – hergestellt.  

Geschmack

Ein leicht rauchiger, aber krautiger Unterton entfaltet sich in der Mitte des Gaumens, während die Zitrus- und floralen Noten von der Barril-Agave durch das warme viskoseartige Finish von der Mexicano-Agave verstärkt werden. Der Bozal Mezcal Ensamble ist ein leichter, „easy-drinking“ Mezcal, der mit einem komplexen und lang anhaltenden Finish begeistert.

Daten

  • MEZCAL 100% AGAVE
  • Herkunftsdorf: Ejutla de Crespo und San Baltazar gelegen in der Oaxaca-Region
  • Agave: Blend von zwei wilden Agaven (Barril & Mexicano) und einer kultivierten Agave (Espadín)
  • Destillation: Copper Pot Still (zweifach)
  • 47% vol Alkoholgehalt

 

Auszeichnungen:

100 Punkte, The Tasting Panel (Dezember 2016):
Aromen von süßer blumiger Erde, salzigen Felsen am Gaumen, während süße Flieder-Vanille Sie zu dem anhaltenden, runden und cremig torfig-rauchigem Finish führt.


 

Bozal Cuixe im Check

Cuixe is ein Single Maguey. Das heißt, dass der Mezcal aus nur einer Agavenart destilliert ist und diese nennt sich Cuixe. Wie man den Namen richtig ausspricht, wissen wir leider nicht. Aber ein paar Informationen zur Herstellung und zum Geschmack können wir doch geben.

Cuixe-Agave

Die Cuixe-Agave, eine Unterart der Karwinskii-Familie, wächst vertikal als ein einzelner Stiel mit Blättern, die sich erst an der Spitze ausbreiten. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Struktur und dem festem Stiel ist die Cuixe-Agave schwer zu ernten und zu bearbeiten. Diese Agave bietet Aromen voller tropischer Früchte, trockener Pinie und einem mineralischen Finish.

Herstellung

Um einen unverfälschten Mezcal-Stil zu schaffen, wird bei der Herstellung mit handwerklichen Verfahren gearbeitet. Im Einklang mit der 200-jährigen Tradition werden die Agave-Herzen in irdenen Grubenöfen gekocht. Anschließend werden sie mit dem steinernen „Tehona“-Rad, von einem Pferd im Kreis gezogen, zermalmt und gestampft. Die offene Vergärung ermöglicht, dass der Zucker unter Verwendung von natürlich vorkommender Hefe fermentiert, sodass kein Zusatz von künstlicher Hefe nötig ist. Abschließend wird der Mezcal durch eine doppelte Destillation aufbereitet.

Mezcal Destillation

Geschmack

Begleitet von intensiven Zitrusfrüchten und einer starken Mineralität hat der Cuixe Mezcal einen trockenen Einstieg. Am Gaumen zeigen sich tropische Früchte, später Süßkartoffel und vegetabile Noten hin zu einem trockenen rauchigem Finish. Ein komplexes Geschmacksprofil, das sich als sehr angenehm erweist.

Daten

  • MEZCAL 100% AGAVE
  • Herkunftsdorf: San Baltazar in der Region Oaxaca
  • Single Agave
  • Destillation: Copper Pot Still (zweifach)
  • 47% vol Alkoholgehalt

 

Auszeichnungen:

95 Punkte, The Tasting Panel (Dezember 2016):

Die Nase ist zart holzig mit Sandelholz und schwarzem Pfeffer. Am Gaumen gegrillte Ananas und eine florale Süße, neben Aromen von Leder und Lehm. Das Finish ist sehr umfangreich."


 

Bozal Tobasiche im Check

Auch der Tobasiche wurde nach der Agaven-Art benannt, aus der er gebrannt ist. Ebenfalls ein Single Maguey kostet er in etwa so viel wie der Bozal Cuixe und ist ebenfalls nur limitiert erhältlich. Die Tobasiche-Agave ist eng mit der Cuixe-Agave verwandt und sind zwar leichter zu ernten aber brauchen mehr als ein Jahrzehnt bis zur Erntereife.

Tobasiche-Agave

Die Tobasiche-Agave ist wie die Cuixe-Agave eine Unterart der Karwinskii-Familie. Die wilde Agave braucht zwölf bis dreizehn Jahre bis zur vollen Ausreifung. Diese Agave wird typischerweise durch ihre krautigen und zedernartigen Aromen mit einem erdigen Finish charakterisiert.

Herstellung

Um einen unverfälschten Mezcal-Stil zu schaffen wird bei der Herstellung mit handwerklichen Verfahren gearbeitet. Im Einklang mit der 200-jährigen Tradition werden die Agave-Herzen in irdenen Grubenöfen gekocht. Anschließend werden sie mit dem steinernen „Tehona“-Rad, von einem Pferd im Kreis gezogen, zermalmt und gestampft.

Gärbehälter Fermentation

Die offene Vergärung ermöglicht, dass der Zucker unter Verwendung von natürlich vorkommender Hefe fermentiert, sodass kein Zusatz von künstlicher Hefe nötig ist. Abschließend wird durch eine doppelte Destillation in Kupferbrennblasen die Essenz der milden Agaven – der Mezcal – hergestellt.

Geschmack

Mit einer unkonventionellen süßen Nase, zeigt dieser Mezcal Spuren von Quitte, Anis und eine starke Mineralität. Dieses Bouquet wird ergänzt durch satte krautige Noten im Abgang.

Daten

  • MEZCAL 100% AGAVE
  • Herkunftsdorf: San Baltazar in der Region Oaxaca
  • Single Agave
  • Destillation: Copper Pot Still  (zweifach)
  • 47% vol Alkoholgehalt

 

Auszeichnungen:

94 Punkte, The Tasting Panel (Dezember 2016):

Mit einer hellen Lakritz-Zitrusnase und einem Hauch von erdiger Dattelpflaume, zeigt dieser wilde rauchige Charakter Kräuter- und Piniennoten mit leicht bitterer Zitrusaromatik am Gaumen.


 

Unser Fazit zum neuen Bozal

Das Fazit fällt mir nicht leicht. Auf den ersten Blick gefallen mir die Aufmachung und die handwerkliche Arbeit, die in jeder Flasche Mezcal steckt. Mezcal ist aber ein sehr spezielles Produkt, mit einem Tequila nicht vergleichbar. Der rauchige Geschmack ist nicht jedermanns Sache. Am besten kann ich mir vorstellen, dass der Bozal besonders für Whisky-Genießer eine interessante Alternative sein kann. Auch der hohe Einstiegspreis wird die Kundschaft nicht in Scharen anlocken. Für einen richtigen Einsteiger würde ich einen günstigeren Mezcal empfehlen und wenn man daran Gefallen findet, kann man sich an einen der drei Mezcal aus der Bozal-Familie wagen.

Link-Tipps

 

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Tags: Mezcal, Mexiko, Bozal

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