Vielleicht kann man noch nicht sagen, dass deutscher Rum zu einer neuen Trendspirituose wird. Aber unstrittig sind im Bereich Spirituosen auf Rum-Basis einige Talente unterwegs und die Innovationskraft wächst. Mit dem Bonpland Rum aus dem Saarland beschäftigen wir uns mit einem Jüngling, der schon die erste Feuertaufe unter Fachleuten bestanden hat. Aber welche Destillate stecken eigentlich in den Flaschen? Wir schauen uns den Bonpland Blanc und Rouge einmal genauer an.
Der Hersteller: Capulet & Montague
Ferdinands ist ein Gin und das bekannteste Kind von Capulet & Montague. Der Distributor hochwertiger Spirituosen hat seine Heimat in Saarbrücken, wenngleich der Hauptsitz der etwas merkwürdigen Firmenkonstruktion in Birmingham registriert ist. Der eigentliche Hersteller ist die Avadis Distillery von Andreas Vallendar in Bilzingen. Das Gebiet rund um die Saar ist eine besonders traditionsreiche Weinanbauregion und mit ihren Produkten stellt Capulet & Montague immer einen Bezug zur Region her. Der Ferdinands Gin wird durch Dampfinfusion mit Wein aromatisiert. Doch welchen Bezug hat ein karibischer Rum zur Weinbauregion Saar und wie kommt der Bonpland zu seinem Namen?
Bonpland war Humboldts Reisegefährte
Der Name des Rums geht auf Aimé Bonpland zurück, ein französischer Arzt und Naturforscher, der 1799 mit Alexander von Humboldt zu einer legendären Entdeckungsreise durch Amerika aufbrach. Anders als Humboldt kam Bonpland nicht zurück in seine Heimat, sondern blieb in Argentinien und lehrte an der dortigen Universität. Als Entdecker der neuen Welt und als Brückenbauer zwischen Europa und Amerika wurde er als Namenspatron für den Rum von Capulet & Montague ausgewählt, der den Schatz amerikanischer Destillerien mit der Kunst deutscher Spirituosen-Manufakturen verbindet.
Der Bonpland Rum reift auf dem Gutshof der Familie Vallendar im Dreiländereck zwischen Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Dort reift der Rum auf ehemaligen Weinfässern, in denen zuvor bspw. Spitzen-Burgunder gelagert wurde. Diese stammen von Weingütern wie dem von Friedrich Becker aus der Pfalz oder Bernhard Huber aus Baden. Bei der Herstellung des Bonpland Rum wird gänzlich auf die Zugabe von Farbstoff und Zucker sowie auf eine Kältefiltration verzichtet. So verbindet sich das Beste aus alter und neuer Welt.
Bonpland Rum Rouge
Der Rouge von Bonpland ist ein Blend aus Rumsorten, welche von Trinidad, Jamaica, Guatemala und Nicaragua stammen. Dieser Rum ist seit September 2016 erhältlich. Seine Reifezeit in Deutschland verbringt er auf Pinot Noir-Barriue-Fässern des Weingutes von Friedrich Becker aus der Pfalz. Das trockene Finish am Gaumen offenbart die Holz und Tannine Arome, welche aus den Weinfässern stammen. Der Rum selbst überzeugt mit Noten von Schokolade, Rosinen und roten Beerenfrüchten. Ein sehr körperreicher Rum, der ein perfekter Begleiter für kalte Wintertage ist.
Bonpland Rum Blanc
Der Blanc kam etwas später auf den Markt. Aufgrund des Namens könnte man vermuten, es handele sich um einen weißen Rum, doch dem ist mitnichten so. Der Bonpland Blanc ist ebenfalls ein fassgelagerter Rum, der seinen Namen der Fasslagerung auf ehemaligen Weißweinfässern verdankt. Genauer gesagt handelt es sich um Chardonnay-Barrique-Fässer vom Weingut Bernhard Huber in Baden. Auch beim Bonpland Blanc handelt es sich um einen Verschnitt von Rum aus Jamaica, Trinidad, Barbados, French West Indies, Guyana und Indonesien. Darunter findet sich ein Anteil von Rhum der französischen Antillen und Batavia Arrak aus Indonesien. Arrak wird aus Zuckerrohr und roter Reismaische gewonnen und gilt als der Vater des Rums. Ihm verdankt der Bonpland seine ungewöhnliche Cremigkeit. Die Aromen überzeugen mit Noten von getrocknetem Steinobst, Vanille und Orange.
Unser Urteil
Deutscher Rum wird es nicht so leicht haben wie Deutscher Gin. Im Bewusstsein der Verbraucher ist das Getränk viel zu sehr mit Piraten und Karibik verknüpft. Von diesem Image muss der Rum sich erst einmal emanzipieren. Der Distributor Capulet & Montague hat nach dem Ferdinands hier eine zweite Spirituosenmarke platziert, die durchaus Potential und Charme besitzt. Die Verknüpfung zwischen alter und neuer Welt wirkt nicht aufgesetzt, sondern ist sehr gut nachvollziehbar. Durch ein ergänzendes Sortiment für Barkeeper und Gastronomen soll die Marke bei einer wichtigen Multiplikator-Gruppe platziert werden. Ein Konzept, dass gerade im Bereich Rum zieht. Ich finde den Rum von Bonpland nicht nur optisch überzeugend, sondern würde ihn mir auch persönlich kaufen.
Was denken Sie über den Bonpland Rum?
Ist die Verbindung zwischen Karibik Rum und deutscher Fasslagerung für Sie glaubwürdig? Würden Sie den Rum von Bonpland einmal testen? Brauchen wir deutschen Rum oder reichen die Originale aus der Karibik? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.
Liest sich sehr spannend
Ihre Beschreibung macht Lust auf einen Test. Auch wenn deutscher Rum eher exotisch klingt, würde ich ihn gerne einmal probieren.
Für mich stellt sich sogar eine gewisse Nähe zu Whiskey her.
Grüße Frank